La Fortuna, 7.-11. März 2005

Wie gewöhnlich ging es früh am Morgen um sechs Uhr los. Wir fuhren zunächst mit dem Bus nach San José, um dann weiter nach La Fortuna zu gelangen. Das hieß, wir mußten wieder über das Gebirge westlich von San José. Wir hatten nichts gegessen, weil wir dachten, daß im Laufe der Fahrt, wie üblich, Händler zusteigen würden, die etwas Eßbares verkaufen. Leider war dem war nicht so. Der Bus fuhr durch, ohne alle paar Meter anzuhalten. Am Coca-Cola-Busbahnhof in der Hauptstadt mußten wir nicht einmal ein Taxi nehmen, denn der kleine Terminal Atlántico Norte, von wo aus die Busse nach La Fortuna fuhren, war nicht gar nicht weit entfernt. Wir kamen sogar überraschenderweise noch rechtzeitig für den ersten Bus des Tages in diese Richtung an und entgingen dem sonst nötigen stundenlangen Warten. Das hatte jedoch den Nachteil, dass wir auch hier keine Zeit fanden, um uns etwas zu Essen zu kaufen.
Zum Glück stiegen in Alajuela einige Händler zu.
Auf der anderen Seite des Ganges im Bus wurde Diana auf einen Jugendlichen aufmerksam, der ziemlich abgerissen aussah und sich scheu umsah. Unser Hotel in La FortunaIm Laufe der Weiterfahrt bemerkte sie dann, daß er, als gerade ein paar Leute zustiegen, sich einen Rucksack, der oben in der Ablage lag, schnappte und darin herumsuchte. Zuerst dachte sie noch, es wäre sein Rucksack, aber als er dann eine Dose mit Stiften darin sehr verwundert ansah, wußte sie, daß er einer von denen war, wovor im Reiseführer und im Bus selbst auch immer gewarnt wird. Sie sprach ein paar Amerikaner an, die etwas weiter vorn im Bus saßen - und tatsächlich, es war ihr Rucksack. Sie stellten den Dieb gleich zur Rede und merkten auch, daß die Kreditkarte fehlte. Der Dieb stellte sich dumm, auch, als sich dann nach längerem Hin und Her der Busfahrer in die Sache einmischte. Ein weiterer junger Amerikaner, erwischte den Dieb schließlich, als dieser die Kreditkarte an einen Komplizen übergab. Das war dann noch mal gut ausgegangen.
Für die zwei Räuber hatte der Vorfall zur Konsequenz, daß sie den Bus verlassen mussten. In San Carlos, das offiziell Ciudad Quesada heißt, stieg ein blinder alter Mann ein. Obwohl die Ticos immer zuvorkommend sind und für Mütter, Schwangere oder ältere Leute ihren Sitzplatz gern hergeben, haben sie es für ihn nicht getan. Die deutsche sportliche Rentnerin vor uns ließ ihn sich hinsetzen und versorgte ihn auch noch mit Getränken. Das war für ihn sicher ein guter Tag. Wir sahen diesen Mann dann Abends in La Fortuna, wie er an einer Straßenecke um Geld bettelte.
In La Fortuna wurde der Bus wieder förmlich überfallen von sogenannten Schleppern, die die ankommenden Touristen zu ihrer Herberge bringen wollen, aber wir ignorierten sie und gingen zur Mayol Lodge.Bananenblüte Das Zimmer kostete 25 US$ und war recht klein, dafür aber in gelb und blau gehalten. Wir hatten hier außerdem die Möglichkeit, alle Gespräche, die an der Information geführt wurden, fast hautnah mitzuerleben, auch wenn wir sie nicht verstanden. Aber wir hatten auf dieser letzten Etappe nun keine Lust mehr, uns nach einer anderen Unterkunft umzusehen. Und gab es hier auch wieder einen großen Pool und einen schönen Garten, durch den ein reißendes Bächlein floß.
La Fortuna liegt am Fuße des ständig aktiven Vulkans Arenal. Den Gipfel konnten wir schon weit vor unserer Ankunft sehen.
Wir buchten wieder eine von ca. hundert gleichen Touren, die zu einen Aussichtspunkt an der westlichen Seite des Vulkans führten. Von La Fortuna aus sieht man nichts von der Aktivität des Berges, da es auf der nicht aktiven Seite liegt. Eine ganze Truppe von kleinen Bussen, ausweislich ihrer Beschilderung alle von verschiedenen Unternehmen, fuhr zur selben Zeit los, aber wiederum später, als es dem Programm entsprochen hätte. Unterwegs wurde gehalten, weil ein Faultier in einem Baum am Straßenrand schlief. Dieses Faultier ist das einzige, von dem wir ein einigermaßen gelungenes Foto machen konnten.
Zunächst steuerten die Autos in der Nähe des Nationalparks einen Wanderweg (Sendero El Silencio) an, der durch Sekundärwald führte und wo wir natürlich wieder interessante Sachen über Termiten und Tukane erfuhren und wieder einmal waren die Amerikaner ganz verzückt. Zur Naturbeobachtung allerdings war die Gruppe zu groß. Wir sahen nur die auffälligsten Tiere: Brüllaffen, Montezumastirnvögel, die unwirklich schönen Fischertukane und Rostbauchguane. In der Dämmerung setzten wir uns auf Steine, die sicherlich irgendwann einmal aus dem Vulkaninneren geschleudert wurden, und warteten, daß der Arenal Lava ausspucken würde.

Frosch am Swimmingpool
Wir sahen die Geröllhalden am Gipfel. Wolken quollen aus dem Schlund. Doch leider hatten wir kein Glück mit der Lava.
Vor der gigantischen Kulisse des Vulkans und vor uns als Publikum fiel ein junger Amerikaner vor seiner Freundin auf die Knie und machte ihr einen Heiratsantrag. Ich dachte immer, daß uns amerikanische Filme und Serien solche Verhaltenweisen nur vorgaukeln, aber wir haben es wirklich erlebt.
Der größere Teil der Gäste unserer Tour ließ sich auf dem Rückweg an einer der beiden Badeanstalten mit heißen Quellen absetzen. Uns schien das absurd, es war schon heiß genug. Was noch angemerkt werden muß, das Essen ist in La Fortuna wirklich günstig und lecker, zumindest in den Sodas. La Fortuna ist auch, im besonderen Gegensatz zu Jacó, ein angenehm ruhiger Ort. Jacó war einfach überbevölkert von Beachtypen und Sonnyboys.

Wir nahmen am folgenden Morgen ein Taxi zur Rancho Los Lagos an der Straße zum Arenal. Diese "Ranch" ist eher eine, sicher nicht ganz unbillige Bungalowanlage innerhalb der Gefahrenzone des Vulkans, die neben Unterkünften auch einen Schmetterlingsgarten, eine Krokodilanlage, Schwimmbecken und Wanderwege zu bieten hat.


Wir wollten den Wanderweg um einen See wandern, der nach einer Strecke von zwei Kilometern innerhalb der Ranch zu erreichen war. Der Eintritt für all diese Aktivitäten beträgt 10 US$. Das klingt viel, aber man kann sich, wenn man nicht so wie wir in Jacó die Badesachen vergessen hätte, wirklich den ganzen Tag dort aufhalten.
Wir haben uns zuerst die Krokodile und Kaimane angesehen, die in Gehegen waren, die manchmal recht seltsam zusammengeschustert aussahen. Ausgerechnet das größte Krokodil befand sich hinter einem ausgebeulten Maschendrahtzaun. Aber wir wollen nicht meckern, es war doch recht nett bei den Krokodilen, die Anlage war wie ein kleiner Park aufgebaut mit Helikonien und Bananenpflanzen. Ringo sah einen Jesus-Christus-Basilisken übers Wasser laufen. Und ein ziemlich altes Krokodil hatte nicht einen Zahn mehr im Maul. Krokodile können über 80 Jahre alt werden und hören dabei niemals auf zu wachsen. Irgendwann aber sind ihnen alle Zähne ausgefallen, und es wachsen keine neuen mehr nach. Dann müssen diese Tiere verhungern, was sehr lange dauern kann, manchmal sogar zwei Jahre. Doch in Gefangenschaft ist Zahnlosigkeit kein so großes Problem, sie werden ja gefüttert.
Nach dem Spaziergang durch die Krokodilanlage wollten wir den im Reiseführer beschriebenen Wanderweg zu einem See am Fuße des Vulkans gehen. Im Reiseführer stand nicht, dass der Weg fast nur steil bergauf führt. Nach hundert Metern waren wir schon kaputt, aber wir zwangen uns weiterzugehen. Wir tranken unser Wasser aus, aber ein Ende des Weges war noch nicht in Sicht. Schön war es trotzdem, wir hatten eine sehr gute Sicht über die Ebene mit vielen Feldern und Gärten, und am Himmel kreisten Schwalbenweihen auf dem Durchzug. So etwas entschädigt dann für die Mühe. Außerdem wuchsen am Wegesrand noch viele Blumen, auch rote Orchideen.
Irgendwann waren wir tatsächlich am See angekommen, aber man durfte den Rundweg nicht mehr betreten und auch nicht mehr mit Booten darauf herumfahren, denn im Jahr 2000 sind dort zwei Besucher und ein Guide ums Leben gekommen, als der Vulkan einen größeren Ausbruch hatte und giftige Gase die Luft erfüllten. Das Geröllfeld reichte auch schon fast bis an den See heran, an dessen Rand wohl seit dem beschriebenen Ausbruch die Tretboote vor sich hingammeln. Man konnte sehr gut erkennen, wo in jüngster Zeit die Lava den Berg hinabgeflossen war. Auf Schildern wurde davor gewarnt, weiterzugehen, da man nie wissen konnte, ob nicht doch der ein oder andere Stein aus dem Gipfel geschleudet würde.
Wir genossen den wunderbaren Anblick der Vulkanlandschaft eine Weile und machten uns dann auf den Rückweg, bei dem die Sonne unbarmherzig auf uns nieder brannte und wir uns so kurz vor Ende der Reise doch noch einen Sonnenbrand zuzogen.
Mit dem Taxi ging es wieder zurück nach La Fortuna, wo wir uns ob der Verbrennungen dem Nichtstun hingaben. Nein, ganz haben wir das natürlich nicht geschafft, es mußte ja noch ein Ausflugsziel für den nächsten Tag auserkoren werden. Wir erkundigten uns fast vergeblich nach einer sinnvollen Tour. Schließlich buchten wir eine Kanutour auf dem Rio Penas Blancas. Wir kamen an einer große Zebuweide vorbei, worauf Tiere aller erdenklichen Farbkombinationen standen und um sie herum natürlich jede Menge Kuhreiher.
Am Abend nutzen wir unseren Pool. Wir hatten dabei auch Zuschauer: einige graugrüne Baumfrösche mit großen schwarzen Augen, die an der Einstiegsleiter hafteten, und eine dicke Kröte.

Bei der gebuchten Kanutour waren wir die einzigen Touristen. Der Tourguide, der wohl so alt war wie wir, hatte noch einen Freund und dessen Freundin dabei. Uns war diese kleine Runde ganz recht. Mit dem Kleinbus und dem Kanuanhänger hinten dran fuhren wir ca. eine halbe Stunde bis zu einer Stelle, wo die Kanus zu Wasser gelassen wurden. Wir machten erst ein paar Trockenübungen, damit wir auf dem Wasser dann auch die Kommandos verstehen konnten, doch beim Anblick des in reißenden Strömen und Strudeln dahineilenden Wassers war uns nicht ganz wohl. Dabei war es doch Trockenzeit. Der Anfang war etwas schwierig, aber bald hatten wir herausgefunden, wer von uns wie paddeln mußte, damit wir heil blieben. Der Guide zeigte uns einige Tiere, aber wir hatten kaum den Nerv, danach zu schauen, weil wir nicht umkippen wollten. Wir schafften es dann sogar, durch eine Stromschnelle zu kommen, die so aussah, als wäre sie eher für das River-Rafting gedacht.


An der Mündung des Rio Penas Blancas in den Rio San Carlos gab es eine Mittagsrast in einem riesigen ausgetrockneten Flußbett, welches sich nur in der Regenzeit mit Wasser füllt. Wir wurden dabei von ein paar Brüllaffen beobachtet. Der geringe Wasserstand hatte den Vorteil, daß wir von unserem niedrigen Standpunkt in der Regel nicht sahen, daß wir nicht durch Urwald fuhren, sondern durch landwirtschaftlich genutztes Gebiet.
Ein paar Kilometer nach dem Rastplatz war die Reise auf dem Wasser dann auch zu Ende. Wir legten an und die Kanus wurden wieder aufgeladen.An der Leguanbrücke Derweil konnten wir uns eine rostige Hängebrücke über den Fluß ansehen, auf der Kinder angelten und uns auch schon ihre Beute herzeigten.
Unser Guide erzählte uns dann auch noch von einem Banküberfall in Sta. Elena, bei dem es nach einer Geiselnahme und dem Sturm der Polizei insgesamt neun Tote gegeben hat. Kaum vorzustellen, denn vor ein paar Tagen waren wir ja selbst noch dort in diesem scheinbar friedlichen Bergort und selbst jetzt nur 40 km davon entfernt. Für die nächste Zeit war der Überfall Tagesgespräch.
Am Nachmittag frönten wir unserer Leidenschaft, etwas abseitige, kaum besuchte und dennoch wunderschöne Touristenattraktionen aufzusuchen. So ging es zur Krokodilfarm von La Fortuna. Die Anlage ist viel schöner als die auf der Rancho Los Lagos. Die Krokodile und Kaimane werden dort tatsächlich zu Schutzzwecken gezüchtet, jedoch wird das Programm vom Staat nicht unterstützt.
Überall im Gebiet hockten unzählige Rabengeier auf Bäumen und Zäunen. Sie warten dort, bis die Reptilien sich sattgefressen haben und laben sich dann am Rest.




Cano Negro
Genauso tun es die winzigen Fische, die sich in den schmalen Wasserläufen und Teichen auf dem Grundstrück aufhalten. Wir entdeckten eine sehr scheue bunte Cayenneralle, die auf langen roten Beinen schnell über den Weg flitzte und später dann auch mal ganz nah ein Jacana. Im letzten Gehege der Farm wird ein riesiges Krokodil gehalten, dass einen verkürzten Unterkiefer hat und so wohl niemals in der Natur überlebt hätte.
Am Abend bekamen wir Magenkrämpfe und in der Nacht grummelte der Arenal, dass es einem schon etwas anders werden konnte.

Einer der Gründe, warum wir La Fortuna besuchten, war die relative Nähe zu einem Gebiet namens Cano Negro. Da man nur schlecht auf eigene Faust in dieses Sumpfgebiet nahe der Grenze zu Nicaragua gelangt, haben wir uns auch hier für eine gebuchte Tour entschlossen. Wir wurden mit einem amerikanischen Rentnerpaar in das zweieinhalb Stunden entfernte Los Chiles chauffiert, wobei wir nahe La Fortuna über eine Brücke fuhren, auf der sich Tonnen von Touristen befanden, um die vielen Iguanas anzusehen, die es an dieser Brücke gibt. Iguanas gibt es an dieser Brücke deshalb in so großer Zahl, weil eine dort befindliche Gaststätte die Tiere füttert, und das wird deshalb gemacht, weil die Iguanas dort auch auf der Speisekarte stehen.


Die Tour führte durch Ananas- und Zuckerrohrfelder, auch vorbei an einer stark qualmenden Zuckerfabrik. In Los Chiles bestiegen wir dann ein kleines Boot, und es begann eine gemächliche Flußfahrt auf dem Rio Frío in Richtung Cano Negro, während der wir unzählige Tiere sahen. Es gab Schildkröten, Brüllaffen, aber vor allem Vögel. Zunächst sah man hinter den Bäumen am Flußufer überall Ackerland und Farmgelände hervorlugen. Erst kurz vor dem Punkt, an dem wir umkehrten, bewegten wir uns in richtigem Wald.
Das Gebiet Cano Negro sollte unser Ziel sein. So ganz sicher, ob wir wirklich dort gewesen sind, waren wir uns nicht. Dennoch war es eine sehr schöne Fahrt.
Es war trotzdem ein schöner Tag und wir hatten auch ein wirklich leckeres Essen, welches unser Guide selbst hergestellt hatte.
Zurück in La Fortuna hieß es für uns nun fast Abschied nehmen von Costa Rica. Am nächsten Tag wollten wir nach San José zurück, denn am 12. März 2005 ging unser Heimflug.



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