Cahuita, 24.-26. Februar 2005

Ein paar Minuten nach Fahrtbeginn winkten uns ein paar US-Amerikaner von einem entgegenkommenden Bötchen zu. Wir fuhren hin und erfuhren, daß sie auch auf dem Weg nach Moín waren, der Fahrer ihres Bootes aber offenbar entschieden hatte, ein anderes Boot zunächst nach Tortuguero zurückzuschleppen, dessen Motor ausgefallen war. Auf ihren Fahrer fluchend, stiegen sie bei uns mit ein, und es ging weiter.
Die Fahrt diente natürlich zuallererst dem Zweck vorwärtszukommen. Entsprechend schnell rasten wir durch die Kanäle, und man konnte nur mit einiger Mühe die Naturschönheiten entlang des Weges bestaunen. Strand in CahuitaDennoch stoppten die Bootsführer bei der einen oder anderen Gelegenheit, wenn wir beispielsweise in der Sonne badende Spitzkrokodile beobachten konnten oder einen Nacktkehlreiher. Diesmal bekamen wir auch große Wasserschildkröten zu sehen. Irgendwann kam dann auch die erste Kreuzung mit einem großen Fluß, aber da gerade Trockenzeit war, war es längst nicht so schlimm, wie Diana befürchtet hatte. Dennoch schwammen große mitgerissene Stämme im Wasser, die es zu umfahren galt. Am Rande des Flusses waren enorme Erdmassen weggebrochen. Da kann man sich gut vorstellen, wie es in der Regenzeit zugeht. Die Landschaft veränderte sich deutlich, nachdem wir die Nationalparkgrenze hinter uns gelassen hatten. Statt üppigen Waldes, wo man in jedem Baum einen Affen vermutet, wird die Vegetation lichter. Kühe weiden. Irgendwann sahen wir wieder das erste Auto am Ufer entlangfahren.
Nach ca. dreistündiger Fahrt kamen wir in Moín an. Der Ort liegt ein Stück nördlich von Puerto Limón und wir hatten uns eigentlich schon darauf eingestellt, dass wir zunächst mit dem Bus nach Limón und von dort nach Cahuita weitermüssten. Aber in Limon wartete schon ein kleiner Bus, der Touristen für 5 $ nach Cahuita bringen wollte. Eingang zum NationalparkDer Zeitgewinn war enorm, einfacher war es auch. So stiegen wir zusammen mit einigenden Mitreisenden ein. Die Fahrt führte uns auch durch Limón. Der Ort machte keinen sehr einladenden Eindruck. Viele Häuser waren sehr heruntergekommen, und es standen zahlreiche Schrottautos am Straßenrand. Cahuita liegt wie Tortuguero am Atlantik, und alles ist noch ein bisschen karibischer. Die Leute singen auf der Straße und tanzen, und es ist heiß. Der Ort hat nur 3000 Einwohner. Egal wo man hinwill in Cahuita, man muß keine großen Distanzen überwinden.
Wir kamen unter in Linda´s Secret Garden, betrieben von einer Kanadierin. Wir hatten uns diese Unterkunft im Reiseführer ausgesucht, aber es hätte auch jede Menge anderer schönerer Übernachtungsmöglichkeiten gegeben. Linda´s Secret Garden wurde gerade mit einer Ladung Beton "verschönert". Zumindest wohnten Winkerkrabben am Wegesrand in großen Löchern, und hinter dem Haus fing gleich der Nationalpark an.
Wir gingen noch zum nahegelegenen Traumstrand, der bereits Teil des Nationalparks ist, und sahen Brüllaffen sowie einen großen Blue-Morpho-Schmetterling. Ab und zu flogen in regelmäßiger Formation unendlich diszipliniert wirkende Braunpelikane an uns vorbei. Ringo hinterm FernglasAbends speisten wir in einem vorzüglichen karibischen Restaurant unter einem Palmenblätterdach.

Am folgenden Tag hieß es wieder einmal früh aufstehen, denn um 5:30 Uhr erwartete uns Joseph, ein lokaler Guide, der uns bei einem mehrstündigen Spaziergang durch Cahuita ein paar Vögel und auch andere Tiere zeigen wollte. Wir waren sogar schon etwas früher munter, denn bereits am sehr zeitigen Morgen hatten die Brüllaffen ihr Konzert begonnen. Sie hielten sich im nicht weit von unserer Unterkunft entfernten Nationalpark auf und waren sehr gut zu hören. Sie machten ihrem Namen alle Ehre.
Joseph, der nach eigener Aussage zuvor sein Brot als Jäger verdient hatte, hatte ein sehr gutes Auge für Vögel und andere Tiere. Biologische Artkonzepte strafte er jedoch mit Verachtung. Aus dem, was er uns zeigte, und den oft fantasiereichen Namen, die er für die Vögel verwendete, mußten wir selbst schließen, welche Vögel wir denn nun sahen. Mittels unseres Vogelbuchs, das Ringo ständig im Rucksack bei sich trug, auch wenn es noch so heiß und anstrengend war, konnten wir die meisten Vögel dann auch gut bestimmen. Ohne Joseph hätten wir viele der Tiere, die wir unterwegs sahen, niemals entdeckt. Es ist wirklich empfehlenswert, jemanden dabeizuhaben, der sich in der Gegend auskennt. Meist wissen die Leute auch, wo sich ein Faultier aufhält, und haben es dann schnell gefunden, wo wir nur Blätter sehen würden. So entdeckten wir mit Josephs Hilfe immerhin vier Faultiere. Auch zeigte er uns einen bestimmten Baum, auf dem sich gerne Leguane sonnen. Diesmal zählten wir vier davon. Diana rastetWir sahen einige Kolobris, die aber zu schnell umherschwirrten und eine genaue Bestimmung unmöglich machten. An einem Gumbo-Limbo-Baum, der auch Naked-Indian-Tree genannt wird, hingen mehrere Dutzend Nester des Montezuma-Stirnvogels. Später haben wir die gleichen Nester in einem Restaurant gefunden, wo sie als Dekorationselemente genutzt wurden. Mit Joseph liefen wir durch Gärten ein Stück aus Cahuita heraus, dort sahen wir sehr viele Tukane und sogar einen Graukopfguan, einen großen Hühnervogel.
Auf der anderen Seite der Hauptstraße kletterten wir auf eine kleine Anhöhe, auf der viele Kakaopflanzen wuchsen. An einem umgestürzten Baum krabbelten zwei große braune Raupen. Nach dieser Wanderung, die gegen halb neun am Morgen endete, traf uns - die Hitze. Inzwischen war es schon lähmend heiß geworden. Hatte in Tortuguero der Meereseinfluß noch mäßigend gewirkt, so spürten wir die Tageshitze in Cahuita unmittelbar. Wir genehmigten uns zum Frühstück einen kalten Fruchtshake und die costaricanische Nationalspeise Gallo Pinto. Das Gericht, typischerweise zum Frühstück verzehrt, besteht aus schwarzen Bohnen und Reis, beides wird zusammen gekocht, so ist der Reis auch dunkel gefärbt, und es schmeckt sehr lecker.
Anschließend schleppten wir uns zum Strand. Ringo wollte unbedingt den Weg durch den Nationalpark laufen, der ca. 6 km lang ist und nah an der Küste entlang führt, aber dazu war Diana nicht in der Lage. Leider war der Weg nach wenigen Kilometern sehr schlammig und unpassierbar geworden, wenn man keine Gummistiefel trug. Wanderung mit JosephIn den Tagen vor unserer Ankunft in Costa Rica hatte es am Atlantik starke Regenfälle mit Überschwemmungen gegeben. Tagsüber sollte man sich wirklich nicht anstrengen, sondern maximal am Strand ein Buch lesen, sonst bekommt man einen Hitzeschlag. Wir waren schon vom Postkartenschreiben restlos erschöpft.
So wollten wir dann eben am Abend noch einmal eine Runde im Ort umhergehen und vielleicht einige der Tiere, die wir am Morgen mit Joseph entdeckten, wiedersehen. An einem kleinen Holzhaus hatte man eine Kolibritränke aufgehängt, was die winzigen Vögel, in diesem Falle Braunschwanzamazilien, tatsächlich auch dorthin lockte. Leider gelang es uns nicht, auch nur ein einziges Faultier ohne fremde Hilfe zu entdecken.
Am Morgen unserer Weiterreise lief Ringo noch einmal los, um nach Vögeln zu kucken. Nur ein paar Minuten, nachdem er das Zimmer verlassen hatte und Diana noch im Bett lag, meinte sie, daß er schon wiederkäme, weil eine Person mit Hut das Zimmer betreten wollte. Es war wohl ein Einbrecher, der Ringo davongehen sah, ohne die Tür abzuschließen. Der Mann war sehr verdutzt, daß doch noch eine Person im Zimmer war und stammelte nur herum, dass er eine bestimmte Person suchen würde. Dann ging er wieder.



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