San José, 20.-22. Februar 2005

Wir sind nachts nach 22 Uhr in San Jose eingetroffen. Der Flughafentaxischalter hatte gerade geschlossen. Dort kann man sonst Taxitickets zum Festpreis nach San José kaufen. Nun gab es nichts mehr zum Festpreis, und entsprechend wollten die Taxifahrer der Flughafentaxis auch abkassieren. Der Betreiber eines normalen Taxis bot uns die Fahrt für 15$ an. Nach anfänglicher Verwirrung unsererseits, ob dies auch ein angemessener Preis sei, sind wir mit diesem Taxi losgefahren. Auf diese Weise wurden wir auch gleich Zeuge der rasanten costaricanischen Fahrweise. Es wird links und rechts in atemberaubend knappem Abstand überholt und eingeschert. Diese chaotische Fahrt ging in den Stadtteil San Francisco de Dos Rios, südöstlich der City. Dort wurden wir von Christina und Roxana erwartet. Unsere GastgeberinnenWir kannten die beiden nicht persönlich, sie waren wiederum nur Bekannte von Bekannten. Also wussten wir auch nicht, was uns dort erwarten würde. Zunächst war es für den Taxifahrer nicht ganz leicht, das richtige Haus zu finden. In Costa Rica gibt es keine Straßennamen, allenfalls Nummern, aber man orientiert sich nach einem ganz anderen System, z.B. 100m nördlich vom Sportplatz. Es wurden mehrere Passanten befragt, wo die entsprechende Hausnummer zu finden ist, was dann auch irgendwann zum Erfolg führte. Fast alle Häuser dort haben vergitterte Fenster, ein Gitter vor der Tür und einen vollkommen vergitterten Vorhof, ein bißchen wie im Gefängnis.
Christina, die Deutsche, und Roxana, die Costaricanerin, unsere freundlichen Gastgeberinnen, die in einem Haus zusammenleben, hatten uns sogar noch Tortilla vorbereitet. In ihrem Haus stand uns ein Zimmer mit eigenem Bad zur Verfügung. Wir vier unterhielten uns noch eine ganze Zeit, bis wir ziemlich zermürbt ins Bett fielen. Einen erholsamen Schlaf brachte die Nacht jedoch nicht, uns war es bereits jetzt zum Schlafen zu warm.

Wegen der Zeitverschiebung sind wir schon sehr früh aufgewacht. Irgendwann begann ein fremdartiges Vogelkonzert. Ringo konnte natürlich nicht länger im Bett bleiben und hockte sich mit Fernglas ans Fenster, um den tropischen Sänger auszumachen, es war eine Morgenammer.
Nach einem Frühstück, das aus einem leckeren Fruchtsalat bestand, wurden wir anlässlich Roxanas Geburtstag zu einer Ausfahrt in eine Gegend namens "Los Santos" abgeholt, die ihren Namen von den vielen dort gelegenen Orten erhielt, deren Namen jeweils mit "San" beginnen. Es ist auch ein bedeutendes Kaffeeanbaugebiet. Die sogenannte Ruta Los Santos befindet sich südlich von San José. Die Hauptstadt liegt wie die meisten bedeutenden Städte des Landes im sogenannten Zentraltal, das nach allen Seiten von hohen Bergen umrahmt wird. Diese bilden eine imposante Kulisse, an deren Anblick man sich fast überall in San José erfreuen kann. Allerdings bedeutet dies auch, daß man das Zentraltal nur über Paßstraßen verlassen kann. Unser kleiner Trupp von zwei Autos fuhr auf der Interamericana in schwindelerregende Höhen, wobei wir oft nur im ersten Gang vorwärtskamen. KokonAuf der anderen Seite der Berge bot sich uns dafür eine wunderschöne Aussicht in das Kaffeeanbaugebiet. Irgendwann bogen wir von der Hauptstraße auf einen unbefestigten Weg ab. Wir befürchteten Achsbruch, aber nichts dergleichen passierte. Manchmal zweigten von diesem Weg noch sehr viel steilere Wege ab, und man fragte sich unwillkürlich, wie dort ein Auto langfahren könnte. Wenn wir etwas Interessantes erblickten, z.B. ein großes Spinnengewebe in einem Baum oder frische Kaffeebeeren, machten wir Halt und genossen den Anblick und das schöne Wetter. In einem Ort der Los Santos liefen Guaymi-Indianer in bunten Kleidern die Straße entlang. Zu dieser Jahreszeit kamen sie als Saisonarbeiter aus einem anderen Landesteil in diese Gegend, um bei der Ernte zu helfen.
Nach einem Mittagessen spazierten wir zu einem nicht mehr benutzten Trapiche, einer kleinen Zuckerrohrverarbeitungsanlage, irgendwo in den Bergen. Dazu gehörte auch ein unbewohntes zerfallenes Haus, das nach traditioneller Bauweise errichtet wurde, ähnlich den Fachwerkhäusern in Deutschland. Im Innern des Hauses konnte man sogar noch eine schöne Wandmalerei, einen Pfau, erkennen.
Inzwischen hatte sich unsere Gruppe weiter vergrößert, und wir fuhren zur Finca eines unserer Begleiter. Auf dem Grundstück befanden sich zwei Häuser. Das eine stand direkt an einer sich in die Höhe windenden Straße, das andere hatte er mit seinem Lebenspartner ein Stück darunter an den Hang gebaut. Waren am Vormittag und Mittag der Himmel blau und die Aussicht über die Berge grandios, so änderte sich dies schnell am späten Nachmittag, als wir uns zunächst inmitten feiner Wolken, bald aber in dichtem Nebel fanden, so daß wir uns nicht länger an der Aussicht über die Finca erfreuen konnten. Das alte Haus war einmal eine Gaststube, das neue ist komplett aus Holz, zweistöckig, und der aufkommende Wind fauchte durch alle Ritzen. Wir aßen Kuchen, den Christina gebacken hatte und verstanden wenig von der in Spanisch geführten Unterhaltung. Trotzdem genossen wir den Abend in Gesellschaft der freundlichen Ticos.
Als es dunkel war, verließen wir die Finca in Richtung San José. Die Rückfahrt gestaltete sich sehr, sehr abenteuerlich, denn die Straße konnte man im Nebel fast überhaupt nicht mehr erkennen. Es gab keine seitlichen Markierungen, nur in der Mitte existierte ein Mittelstreifen, der gelegentlich mit kleinen Reflektoren ausgestattet war. Dort, wo sie fehlten, wurde es in den Kurven recht gefährlich. HörnchenSo fuhr unsere Fahrerin einmal rechts von der Straße ab. Wir hatten Glück, dass dort gerade kein steiler Abhang war, sondern die Einfahrt zu einer anderen Finca. Ein anderes Mal fuhren wir in einer Rechtskurve geradeaus und hielten erst an, als wir schon auf der Gegenfahrspur waren. Alle im Auto schrieen. Zu unserem Glück kam uns niemand entgegen.
Irgendwann waren wir soweit den Berg hinuntergefahren, daß sich der Nebel lichtete und wir glücklich in San José ankamen.

An unserem zweiten Tag im Land wollten wir uns nun das Zentrum von San José anschauen und Busfahrkarten für unsere Weiterfahrt am nächsten Tag kaufen. Christina begleitete uns ein Stück weit, wir fuhren zusammen mit ihr zunächst im Bus zur kleinen Stadt San Pedro, in der sich der Campus der Universidad de Costa Rica befindet.
Ein paar Straßen entfernt vom Wohnhaus Christinas und Roxanas war die Haltestelle für diesen Bus. Als Fremder konnte man sie unmöglich als solche erkennen, denn sie bestand lediglich aus einem rundgeschnittenen Busch. Ohne Christina wäre es schwer gewesen, mit dem Bus zu fahren. Das funktioniert in Costa Rica nämlich etwas anders als bei uns. Zum einen ist es sehr viel billiger als daheim, eine Fahrt in der Stadt kostet nicht mehr als 130 Colones, das sind weniger als 30 Cent. Außerdem fahren die Busse von einer Haltestelle aus alle in die gleiche Richtung. Will man woanders hin, geht man zu einer anderen Haltestelle. Es werden keine Haltestellen angesagt, man sollte sich die Umgebung dann schon genau merken, um zu wissen, wo man aussteigen muß. Das klingt zunächst ein bisschen kompliziert, ist aber doch recht simpel und man muß sich - das ist das Gute daran - nicht auf Busfahrplänen zurechtfinden. Bestimmte Abfahrtszeiten für Busse innerhalb der Stadt gibt es auch nicht, denn länger als 10 Minuten muß man sowieso nie warten.
So fuhren wir also nach San Pedro. Dieser Stadtteil ist sehr studentisch geprägt mit vielen kleinen Kneipen, Läden und Internetcafés. Wir spazierten ein bißchen auf dem Campus herum, um einige Vögel zu beobachten. Wir sahen schwarze Dohlengrackel in einem verunreinigten Flüßchen baden. Ein bunter Blauscheitelmotmot saß ganz nah auf einem Ast und auch ein Bunthörnchen (Variegated Squirrel) konnten wir beobachten.
Als wir genug vom Vögelgucken hatten, fuhren wir zu zweit in die Innenstadt. Zum Glück hatte Christina uns noch gezeigt, wo die entsprechenden Busse losfahren. Wir hatten so oft gehört, daß San José häßlich und unerquicklich sei, doch uns gefiel die Stadt. Sie verspühte zwar wenig historischen Charme, aber im Zentrum oder im Barrio Amon kann man sehr schöne Häuser bestaunen. Für eine Hauptstadt ist San José sehr überschaubar und durch die lange Fußgängerzone im Zentrum auch relativ entspannt. Die Innenstadt ist wie überall auf der Welt voller Läden, darunter natürlich auch teure Boutiquen. Die aber haben uns weniger interessiert. Wir haben uns lediglich ein paar Bestimmungsbücher gekauft. Später machten wir noch den Busbahnhof ausfindig, von wo aus unser Bus am nächsten Tag nach Cariari starten würde. Die Busse in die verschiedenen Regionen des Landes haben jeweils ihren eigenen Abfahrtsbahnhof. Nach einem Fußmarsch am Terminal Caribe angekommen, erfuhren wir allerdings, daß wir die Karten erst am Tag der Reise kaufen konnten.
Zurück in der Innenstadt besuchten wir noch das Postmuseum. Es war das einzige Museum, das auch seine Tore öffnete. Der Wärter hat sich wahrscheinlich gefreut, dass mal jemand vorbeikommt.
Leider konnten wir keinen Bus nehmen, der direkt zurück nach Dos Rios fuhr, weil wir ohne Christina nicht wussten, wohin wir dafür zu gehen hatten. Also fuhren wir zurück nach San Pedro und dann zurück "nach Hause".



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