Donegal Bay

Von Ballyshannon aus ist die Donegal Bay gut zu erkunden. Diese Meeresbucht wird fast auf ganzer Länge von Felsenküste mit steilen Klippen begrenzt. Nur einzelne Orte haben einen Sandstrand, der im Sommer Badegäste anzieht.
Am schönsten fanden wir die kleine Stadt Donegal, die der Bucht und dem nördlichsten irischen County ihren Namen gab. Allerhand Pubs und Geschäfte in bunten Häusern geben dem Ort einen überaus lebendigen Charakter. Dazu kommt ein sehenswertes Schloß, zum Teil Ruine, zum Teil als Museum wieder aufgebaut.Donegal Castle Sitz des O'Donnell-Clans, der sich vom 15. bis zum 17. Jahrhundert der Herrschaftsübernahme durch die Engländer widersetzte, wurde es 1607 doch erobert. Das Schloß steht am Eske, der wie der Erne ebenfalls in die Donegal Bay mündet.
Weiter ging es dann für uns nach Westen, in Richtung Killybegs und Teelin. Wir erreichten eines der sogenannten Gaeltacht-Gebiete, in denen überwiegend Gälisch gesprochen wird. Für den Reisenden heißt das, das Schilder an der Straße, die sonst zweisprachig sind, jetzt nicht mehr ins Englische übersetzt werden. Die Straße wird dort immer schmaler und die Gegend immer bergiger, dafür hat man wunderbare Ausblicke auf die Bucht und eine schöne Landschaft mit kleinen Fischerhäfen. Von Teelin aus führt ein äußerst schmaler Weg weit nach oben bis zu einem Parkplatz an den Klippen. Die Landschaft dort war für uns eine komplett neue Erfahrung. Die Gegend besteht aus Moor. Bis zum Klippenrand hat das Torfmoos über Jahrhunderte eine dicke Torfschicht entstehen lassen, die teilweise von Blackface-Schafen beweidet wird, aber es gibt auch viele Stellen, die sehr vernäßt sind und in denen man vermutlich versinken würde.Donegal Es ist erkennbar, daß an vielen Stellen dieses unwirtlichen Gebietes und so weit ab von Besiedlung früher Torf gestochen wurde. Es ist nahezu unvorstellbar, welch harte Arbeit die Menschen hier geleistet haben müssen. Bis hier hinauf waren sie gekommen und haben bei nicht immer sonnigem Wetter und Wind Brennmaterial geholt und den langen Weg nach Hause transportiert.
Im flachen Wasser des Moores wachsen allerhand Wasserpflanzen und natürlich auch Sonnentau sowie Fettkraut mit schönen blauen Blüten. Auf kleinen Seen dazwischen schwimmen einige Möwen. Von diesem Ort aus kann man über den sogenannten One-Man's-Pass zum Slieve League, dem höchsten Berg der Gegend hinaufklettern. Wir drehten jedoch bald wieder um. Zu kurz war der Tag und zu steil der Weg. So haben wir uns mit der Aussicht von den hohen Klippen begnügt. Unser Rückweg zum Auto brachte noch eine unerwartete Begegnung in dieser Höhe: mitten auf dem Weg lag ein dicker schwarzer Blutegel.

Nahe bei Ballyshannon, im Norden, entdeckten wir den kleinen Ort Greevy. Man kann Greevy von Ballyshannon aus auch zu Fuß erreichen, wir aber nahmen das Auto.Boot Es gibt nicht mehr als nur ein paar verstreute Hütten und einen kleinen Fischereihafen. Der felsige Strand ermöglichte viele ungewöhnliche Begegnungen mit Tieren und Pflanzen. Wie schon bei unserer Reise an die Causeway Coast haben wir hier verschiedenste Braun-, Rot- und Grünalgen entdeckt.Pferdeaktinien Die Felsen sind oftmals komplett von Seepocken bewachsen und in kleinen Wasserlachen, die bei Ebbe zwischen oder auf den Felsen zurückbleiben, versammeln sich viele Kreiselschnecken und weitere uns unbekannte Schneckenarten. Napfschnecken sind überall. In den Pfützen haben sich Unmengen von Pferdeaktinien (rote Seeanemonen) angeheftet. Zwischen Felsblöcken angesiedelt hatten sich auch Tiere, die uns zunächst Rätsel aufgaben. Große Teppiche von kleinen aneinandergereihten Röhren, die aus winzigen Steinchen oder Muschelstückchen gebaut waren, waren vielerorts zu sehen. Erst nach längerer Recherche im Internet und mittels eines allgemeinen Buches über Strand und Meer konnten wir herausfinden, daß es sich hierbei um Sandröhrenwürmer handelte.
Eine unserer Fahrten führte uns in die etwas südlich von Ballyshannon gelegene Stadt Bundoran, was schon eher ein Touristenort war. Hier besteht der Strand ebenfalls nur aus Felsen, und bei einer Rundwanderung konnten wir wieder jede Menge Kreisel- und Napfschnecken sehen. Beeindruckend war, daß an den Felsen, die ein kleines Meerwasserschwimmbecken umgeben, versteinerte Seetiere, wie Muscheln zu erkennen waren. An den eher kleineren Klippen in Bundoran nisten Uferschwalben.

Als wir noch ein Stück weiter fuhren, erreichten wir auf einer Halbinsel den Ort Mullaghmore. Hier wollten wir noch ein wenig spazieren gehen. Eine Straße führt um die Halbinsel herum, fernab von Siedlungen durch Weideland direkt am Meer. Es regnete, und so warteten wir erst eine Zeit mit dem Auto an den Klippen stehend ab, bis wir uns nach draußen wagen konnten.Orchidee Auf der gegenüberliegenden Seite der Bucht erkannten wir die Berge um Slieve League, die von einer dicken dunklen Wolkenschicht eingehüllt waren. Als der Regen nachließ, liefen wir ein Stück weit die sehr wenig befahrene Straßen entlang. Dann ging es weiter über eine nasse Wiese, um auf einen kleinen Hügel zu steigen, von dem man eine bessere Aussicht auf das Meer hat. Auf der Wiese entdeckten wir zu unserer Überraschung wieder einige verschiedene Orchideen. Mit klatschnassen Schuhen oben angekommen, konnten wir von hieraus auch ein Schloß erkennen, welches etwas weiter die Straße entlang zu erreichen war und einen großartigen Anblick zusammen mit den Klippen und dem tosenden Meer darstellte.