Ballyshannon

Die kleine Stadt Ballyshannon liegt an der Mündung des Flusses Erne in die Donegal Bay. Hier wurde Rory Gallagher 1948 geboren. Und jedes Jahr versammeln sich anläßlich seines Todestages Anfang Juni Tausende Fans zu einem Festival, bei dem viele Bands aus ganz Europa Rorys Songs spielen. Das ganze findet nicht auf einem separaten Gelände statt, sondern man hat über 4 Tage Zeit, durch die zahlreich vorhandenen Pubs zu ziehen und sich die dort auftretenden Gruppen anzusehen, mitzusingen und natürlich jede Menge irisches Bier zu trinken. Daneben gibt es noch zahlreiche andere Veranstaltungen, wie Filmvorführungen oder Fotoausstellungen über Rory.
Wir selbst hören uns die Musik gern an, müssen aber keineswegs vier Tage lang den Bands lauschen. So haben wir die Zeit des Festivals auch genutzt, um Ballyshannon selbst und seine Umgebung etwas besser kennenzulernen.
Es leben nur 3000 Leute in der Stadt, aber verglichen mit einem ähnlich großen Ort in Deutschland gibt es viel mehr Kneipen, Geschäfte und auch Unterkünfte für Urlauber. Den Eindruck eines Ferienortes macht es nicht, sondern eher den einer irischen Kleinstadt voller Iren.
Einige Abende haben wir verbracht, indem wir kühles Guinness zu Rory-Gallagher-Musik in einem Pub oder einer neben der Brücke aufgestellten Open Air-Bühne genossen. Susanne und Andre waren auch schon tagsüber zur Musik unterwegs, während wir noch das Land bereisten.
Die Veranstaltungen in den Pubs und im Freien sind kostenlos, und so zieht das Festival auch jene an, die die Musik nur als Vorwand brauchen, sich hemmungslos zu besaufen. Es sei ihnen gegönnt, immerhin ist es ein lustiger Anblick, wie sie dann friedlich im Regen oder zwischen reichlich vorhandenen zertretenen Bierdosen, Plastikbechern und zerbrochenem Glas sitzen können. Wir haben nicht erlebt, daß, wie so oft in Deutschland, einer dieser Menschen die Fassung verloren hätte oder es zu Pöbeleien oder gar Prügeleien gekommen wäre.

Gleich am ersten Abend führte uns ein Spaziergang zur Mündung des Erne. Inmitten der Mündung liegt eine kleine Insel, auf der auch jemand wohnt. Sie soll die älteste besiedelte Insel Irlands sein. Zwei Hunde kamen uns dort vom Wasser her entgegengerannt und folgten uns fast bis zum Ende unserer Tour durch den Ort.

Am nördlichen Ufer der Mündung liefen wir auf einer sehr schmalen Straße, die uns zunächst zu einer restaurierten Mühle führte.Schneckenhaus Ein kleiner Nebenfluß trieb einmal das Mühlrad an. Wir folgten dem Flußlauf aufwärts ein paar Meter und gelangten zu zwei kleinen Höhlen, die rituellen Zwecken dienten und auch einen Altar beherbergen sollen.
Aus einem Nebengebäude der Mühle hörten wir Chorgesang. Einmal am Abend konnten wir beobachten, wie aus demselben Gebäude kurz vor Sonnenuntergang nach und nach unzählige Fledermäuse ausflogen. Sie hatten diesen Zeitpunkt schon Minuten vorher durch lautes Piepsen hinter der Dachrinne angekündigt.
Kurz hinter der Mühle führte ein Graspfad hinunter ans Ufer zur St.-Patricks-Quelle. Hier tritt Wasser aus der Erde, um sich nach wenigen Metern in die Ernemündung zu ergießen. Einige Dutzend Schwäne waren dort versammelt, vollführten Balzspiele, und als wir uns gerade von dieser schönen Szenerie verabschieden wollten, landete vor uns ein Mittelsäger, den wir noch ein wenig beobachteten. Über dem Geschehen wachte eine lebensgroße Figur des Heiligen Patrick, dem Nationalheiligen Irlands. Jedes Jahr am 15. August kommen die Menschen zu diesem Ort und hängen Stoffetzen an einen Baum, um St. Patrick zu ehren. Daß er der Legende nach alle Schlangen von der Insel vertrieben haben soll, finden wir weniger gut. Der nördliche Rand von Ballyshannon ist hügelig und geprägt von Viehweiden, auf denen hauptsächlich Rinder zu finden sind. Überhaupt - Viehweiden sind überall in Irland zu sehen und prägen die Landschaft. Platz für Wälder bleibt da kaum noch. Allerdings bewirken die Begrenzungen der Weiden, malerische Trockenmauern oder Hecken, daß sich dennoch und vielleicht auch gerade deshalb eine üppige Flora und Fauna entwickeln konnte. Die Hecken bieten genug Platz für viele Vögel und Insekten, und die Wiesen beherbergen unzählige Pflanzen und Blumen, wie man sie hierzulande nur in Schutzgebieten finden kann. So haben wir auf etlichen Pferde-, Rinder- und Schafweiden verschiedene Orchideen gefunden. Am nördlichen Ortsrand von Ballyshannon haben wir ein Haus entdeckt, welches zur Straßenseite über und über mit den Schalen von Napfschnecken und bunten Keramikscherben verziert ist. Leider steht dieses Haus leer und ist dem Verfall preisgegeben.

Unsere Unterkunft hatten wir in der Atlantic Lodge gefunden. Die Besitzerin Bernie ist sehr nett und hat neben einer Ferienwohnung für 5 Personen auch noch ein ganzes Haus mit Zimmervermietung. Zu Bernies Familie zählen neben Mann und Kind auch Hund Sunday, mehrere Katzen, ein Pferd und zwei Jakobsschafe mit vier Hörnern auf dem Kopf. Vor unserer Abreise hat uns Bernie am letzten Abend sogar noch eine Torte geschenkt.