Katalonien 2007
Anreise - Abenteuer Ryanair, 24. März 2007
Am frühen Morgen des 24. März 2007 starteten wir mit der irischen Fluggesellschaft Ryanair vom thüringischen Altenburg nach Girona. Die Verbindung ist neben der nach London-Stansted eine von nur zwei Strecken, die man vom Flughafen Altenburg-Nobitz fliegen kann. Der Flughafen befindet sich gleich in der Nähe der Wohnorte unserer Eltern, wenn auch leider weit von Nordrhein-Westfalen entfernt. Zur Eröffnung der Verbindung im März konnten Frühbucher von günstigen Angeboten der Fluggesellschaft profitieren und ab 2,99 Euro verreisen. Natürlich kamen hier noch jede Menge Gebühren und Steuern dazu, insgesamt 200 Euro für vier Personen sind am Ende immer noch sehr billig.
Ryanair holt sich jedoch die fehlenden Einnahmen auch durch die saftige Berechnung von "Übergepäck" von seinen Kunden. Wir hatten drei Gepäckstücke zu je 15 kg gebucht und bezahlt, hielten es aber für praktischer, nur zwei Gepäckstücke mit je um die 20 kg mitzunehmen. Diese Rechnung hatten wir, wie viele andere Reisende, ohne Ryanair gemacht. Die freundlichen Damen am Schalter versicherten uns, daß für jedes der beiden Gepäckstücke eine Übergepäckgebühr fällig sei. Um die 8 Euro pro Kilo Übergepäck nicht zu zahlen, mußten wir auf dem Flughafen wild umpacken, mehrere Lagen Jacken anziehen, sodaß wir, aussehend wie dicke Kartoffeln, mit Plastikbeuteln als Handgepäck, die kurz vorm Platzen waren, durch die akribische Sicherheitskontrolle gingen.
Weil alle Passagiere das so machten, gab es in der Kabine so viel Handgepäck, das zu verstauen war, daß die Crew schon einige Mühe hatte, die Fächer für das Gepäck zu schließen.
Der Flug verlief sehr ruhig und angenehm.
Barcelona, 24.-26. März 2007
Nach unserer Ankunft am Vormittag in Girona starteten wir vom Flughafen mit unserem Mietwagen in südliche Richtung. Nach ca. 100 km erreichten wir Barcelona. Wie wohl jede spanische Stadt empfängt auch sie ihre Besucher mit einem chaotischen Straßengewirr, durch das wir uns wider Erwarten, ohne unfreiwillige Umwege zu fahren, bis zum Hotel durchkämpften. Unsere Unterkunft im Hotel Alimara am westlichen Rand der Stadt hatten wir günstig über den Hotel Reservation Service (HRS) gebucht.
Von hier aus starteten wir bald nach der Ankunft per Metro in die Stadt. Unvermeidlich führte uns der erste Gang zur berühmtesten Straße Spaniens, die Las Ramblas.
Die Ramblas sind ein breiter platanengesäumter Boulevard, auf dem Händler ihre Waren feilbieten und andere sich als fantastische Pantominenfiguren ein paar Euros verdienen. So kann man hier Römer, Ritter, Trinker, Blume oder eine Kuh mit riesigem Euter bestaunen. Am östlichen Ende trifft die Ramblas auf den Hafen und Kolumbus hoch oben auf einer Säule blickt in die Weiten des Meeres.
Während die anderen drei lieber in der Sonne saßen, genoß Diana von hoch oben in der Aussichtskanzel der Kolumbussäule den Ausblick über die Stadt. Dort bot sich ein phantastischer Überblick über die Stadt: Inmitten des gigantischen Häusermeeres ist die moderne Kirche La Sagrada Familia zu sehen, der nahe Hafen mit seinen vielen dort liegenden Yachten sowie die grünen Hügel am südlichen Stadtrand.
Die Fahrt nach oben absolviert der Besucher in einem sehr engen Fahrstuhl im Inneren der Säule.
Der Fahrstuhlführer bemühte sich zu verdeutlichen, daß Barcelona Teil Kataloniens und nicht etwa Spaniens sei. Er fragte die drei Passagiere, die mühevoll neben ihm Platz gefunden hatten, woher sie kämen, und als er vernahm, daß seine Gäste aus Deutschland und Portugal kamen, wollte er die Eintrittkarten gar nicht sehen, wohingegen er, wie er zu verstehen gab, "Castellanos" immer genau kontrolliere.
Nicht weit von der Kolumbussäule findet man das Aquarium am Hafen, welches wirklich sehr beeindruckend ist. Meerestiere, die man in der Stadt sonst nur auf den Tellern der unzähligen Restaurants oder, über einen Abzweig von den Ramblas zu erreichen, auf dem Fischmarkt findet, steht man im Aquarium Auge in Auge gegenüber. Tintenfische und Kraken sind zu sehen, und in einem riesigen Becken, unter dem die Besucher mit dem Förderband durch einen Tunnel geführt werden, schwimmen verschiedenste Arten von Rochen, Thunfische, Mondfische - zusammen mit gefährlich aussehenden Sandtigerhaien. Ein schöner Umweg zurück zur Las Ramblas führt durch das Barri Gótic, den ältesten Teil der Stadt mit seinen engen Gassen.
Für unseren zweiten Tag in Barcelona hatten wir uns eine Stadtrundfahrt vorgenommen. Unter den konkurrierenden Anbietern entschieden wir uns für Bus Turístic. Die Doppeldeckerbusse bedienen zwei, im Sommer drei Routen durch die Stadt entlang der bekanntesten und zum Teil auch weniger bekannten Sehenswürdigkeiten. Für 19 Euro pro Person kann man zu- und aussteigen, wo und wann man möchte. Lange mußten wir an keiner Station auf den nächsten Bus warten.
Zunächst fuhren wir von der Placa de Catalunya, am westlichen Ende der Ramblas, zur Sagrada Familia. Dieses von Antonio Gaudí 1883 begonnene Kirchenbauwerk, von Diana schon am Vortag von der Kolumbussäule aus erblickt, spaltet die Geister, sogar in unserer kleinen Reisegruppe. Die einen finden diese Dauerbaustelle einer Kathedrale schön und unterstützen den Weiterbau, wobei niemand weiß, ob die Fortführung und Ausgestaltung in Gaudís Sinne stattfindet, andere finden sie nur kitschig und überladen. Es handelt sich jedoch ohne Zweifel um einen Touristenmagneten.
Im Anschluß fuhren wir zu einer weiteren Schöpfung Gaudís, zum Park Güell. Dieser an einem Hügel gelegene schöne Park ist zumindest nichts, um an einem Sonntag hier die Seele baumeln zu lassen. Nach und nach strömten immer mehr Menschenmassen herein, sodaß wir unsere Reisebegleitungen Ingrid und Werner bald aus den Augen verloren hatten und sich nach einiger Zeiten des Wartens und schließlichem Handyruf herausstellte, daß sie tatsächlich nur 2 Meter hinter uns ebenso verzweifelt nach uns Ausschau gehalten hatten.
Wir mußten hier raus! Also weiter mit dem Bus. Und siehe da, die Gegend wurde entlegener, und es fuhren gar nicht mehr so viele Menschen im Bus mit. Nun folgten einige weniger bekannte Highlights der Stadt. Da es viele Haltestellen gibt und ein Tag kurz ist, konnten auch wir an vielen Stationen nur vorbeifahren. Erst am alten Kloster Monestir de Pedralbes stiegen wir aus und waren nun fast die einzigen Reisenden. So konnten wir uns in aller Ruhe das wunderbar ruhige, idyllisch und doch noch längst nicht am Rand der Stadt gelegene ehemalige Kloster ansehen.
Der grüne Innenhof ist ideal, um sich vom Lärm einer Großstadt zu erholen.
Schließlich mußten wir uns entscheiden: Sollten wir unseren vom vielen Laufen schmerzenden Füßen nachgeben und es ruhiger angehen lassen oder noch mehr Sehenswürdigkeiten mitnehmen. So schnell werden wir wohl nicht wieder nach Barcelona kommen, so wechselten wir von der Roten zur Blauen Linie, stiegen am Placa d'Espanya aus und spazierten zum Montjüic, dem Hausberg Barcelonas. Vor dem Museum für Kunst entspannten wir uns kurz, bis wir wieder hinunter in die Stadt weiterfuhren.
Man sollte sich unbedingt mehr Zeit nehmen.
Am Abend erkundeten wir noch einmal die engen Gassen des Barri Gótic, die ein Gefühl mittelalterlicher Romantik vermitteln. Die Bettlerinnen vor der Kathedrale holten uns aber wieder in die Gegenwart zurück. In der Kathedrale wohnten wir noch kurz einer Messe bei und konnten dem schauerlich schönen Gesang des Geistlichen lauschen.
Tossa de Mar, 26.-28. März
Am Montag morgen ließen wir Barcelona hinter uns, um uns den ländlichen Regionen zuzuwenden, die uns die liebsten sind. Für Barcelona mit seinen vielen Möglichkeiten, seiner Lebendigkeit haben wir gern eine Ausnahme gemacht, aber nun sollten es wieder Natur und Ruhe sein.
Wir fuhren in nördliche Richtung zur Costa Brava. Nachdem wir am letzten Abend in Barcelona alle Reisepläne umgeworfen hatten, hieß unser Ziel nun Tossa de Mar.
Für uns, die wir den Ort nicht kannten, klang der Zusatz "de Mar" sehr verlockend, wir mußten aber auch mit Abwehrreaktionen kämpfen, denn das Touristenghetto Lloret de Mar, beliebt bei Pauschaltouristen, die dort im Sommer ihre weiße Haut rot färben und den Bauch wachsen lassen, heißt nicht nur ähnlich, sondern ist auch ein Nachbarort. Unser Weg führte an Lloret vorbei, das wenige, was wir davon sahen, gefiel uns nicht.
Tossa de Mar ist anders, kleiner und zum Glück durch einige Kilometer Küste von Lloret entfernt.
Es goß in Strömen, als wir ankamen. Im Gewirr enger Gassen und Einbahnstraßen konnten wir die Pension, die wir uns aus dem Reiseführer ausgesucht hatten, nicht finden. So mußten wir zu Fuß durch den Regen. Nach kurzem Weg schon völlig durchnäßt, hielt uns eine Einheimische auf. Eine glückliche Fügung: Sie erwies sich als die Besitzerin der von uns gesuchten Pension Carmen Pepí. Wir erlebten sie die ganze Zeit unseres Aufenthaltes als sehr unterhaltsame Person, die fast den ganzen Tag auf der Straße Ausschau nach Menschen zum Reden hält und der dabei natürlich auch nicht entging, wenn potentielle Übernachtungsgäste sich ihrem Haus näherten. Daß wir ihr Spanisch nicht immer verstanden, hielt sie nie vom Weiterreden ab.
Über einen mit Topfpflanzen übersäten Hinterhof gelangten wir in unsere Quartiere, die auf den ersten Blick über allerhand Ausstattung, wie Kühlschrank, Fernseher und Heizung, verfügten. Nichts jedoch davon war funktionstüchtig, was uns nicht störte. Die Betten waren gemütlich. Zunächst war uns nur wichtig, daß es trocken war und wir hatten auch nicht vor, den ganzen Tag hier zu verbringen, sondern wollten schließlich die Umgebung erkunden.
Nach einer kurzen Ruhepause gerieten wir in den unvermeidlichen Plausch mit unserer Wirtin, die uns eine Kneipe empfahl, in der wir billige Paella in großen Portionen bekommen konnten. Wir folgten ihrem Rat und landeten so in einer Kneipe, in der wohl täglich alle Handwerker des Ortes ihre Mittagpause verbrachten.
Am selben Tag unternahmen wir, das Wetter hatte sich gebessert, noch eine Wanderung westlich des Ortes in die Berge. Wir konnten in den trockenen Pinienwäldern jede Menge Schmetterlinge, jedoch fast keine Vögel sehen. Es gab große Heidekrautbestände, Schopflavendel, Ginster, Zistrosen sowie Rosmarinbüsche. Der Höhenunterschied machte die Wanderung schon ein wenig anstrengend.
Zurück in Tossa liefen wir zum Strand, der im zeitigen Frühjahr wunderbar leer ist, im Sommer ist hier wahrscheinlich die Hölle los, und man findet kaum ein freies Plätzchen zum Liegen.
Es war sehr windig und kühl, jedoch entschlossen wir uns noch, Villa Vela anzusehen, die Altstadt.
Das Wahrzeichen Tossas ist eine komplett unter Denkmalschutz gestellte mittelalterliche Siedlung, die an einem Hügel über dem Meer liegt.
Vorhanden ist auch noch eine imposante Stadtmauer, hinter der sich ein weiterer Stadtstrand verbirgt. Ganz oben auf dem Hügel befindet sich ein kleiner Leuchtturm.
Bevor wir jedoch die Aussicht von oben erleben wollten, setzten wir uns auf die Felsen am Meeresufer und konnten dabei in kleinen Wasserpfützen unzählige schwarze Seeigel, Fische und winzige bunte Krabben beobachten. Endlich waren wir der Natur wieder ein Stück näher gekommen und wir freuten uns über diese Entdeckungen. Danach spazierten wir noch den idyllischen Weg zum Hügel hinauf, wobei wir allerorten den schönen Mittelmeermöwen begegneten, die sehr unscheu, weil wahrscheinlich oft von Touristen gefüttert, mitten auf dem Weg standen. Von oben hatten wir einen sehr schönen Blick über den Ort, die mit Pinien bewaldeten Hügel des Hinterlandes und natürlich das Meer und seine wildromantische Felsenküste. Das Wetter war inzwischen auch etwas besser geworden, so konnten wir alles im Licht der untergehenden Sonne erleben.
Als es dunkel war, gingen wir zum Quartier zurück und holten Werner und Ingrid ab, danach speisten wir in einer wunderbaren Tapasbar mit vino de casa.
Am nächsten Morgen servierte uns unsere Vermieterin ein Frühstück, bestehend, wie so häufig in Katalonien, aus Baguette mit Olivenöl und zerdrückten Tomaten. Zum Glück gab es auch noch Croissants, sonst hätte Diana gar nichts zu essen gehabt.
Danach wollten wir ganz gern einmal eine andere Meeresbucht zu Fuß erreichen. Hierzu mußten wir eine ganze Weile der kurvenreichen Küstenstraße in Richtung Sant Feliu de Guixols folgen. Einen Wanderweg gab es leider nicht, so hieß es, auf den Verkehr zu achten. Nach einer Weile fanden wir eine Möglichkeit zum Abstieg in eine winzige Meeresbucht, deren Wasser sehr flach und schön klar war. Das war eine willkommene Unterbrechung der anstrengenden Wanderung durch die Sonne. Wir genossen die Einsamkeit und dachten mit Schrecken daran, wie dieser idyllische Fleck im Sommer aussehen müßte, mit lärmender Strandbar, Liegestühlen und kleineren Yachten und Segelbooten, die dort vor Anker gehen würden.
Wir setzten unsere Wanderung nach Cala Pola fort. Der Anblick dieser größeren Bucht ist leider durch eine Feriensiedlung aus immer gleich gebauten Bungalows in großer Zahl verdorben. Zum Zeitpunkt unserer Reise glich das Ganze einer Geistersiedlung. Wir bogen dann vom Meer in die Berge ab und konnten so einen Rundweg zurück nach Tossa laufen.
Am Nachmittag besuchten wir noch das Stadtmuseum, welches an der Stadtmauer in einem wiederaufgebauten Gouverneurspalast zu finden ist. Dort werden Werke verschiedener Maler, darunter Marc Chagall gezeigt, die sich in früheren Jahren Tossa de Mar als beliebten Treffpunkt ausgesucht hatten. Auch den Leuchtturm, der mit EU-Geldern in eine richtige Erlebnisausstellung verwandelt wurde, haben wir angesehen.
Am Abend machten wir südlich der Stadt an einem schönen Aussichtspunkt über dem Meer ein Picknick.
Ringo sichtete hierbei die ersten beiden Wiedehopfe unseres Urlaubs.
Mit schon reichlich Wein im Kopf machten wir noch einen Abstecher zur Torre dels Moros, einem alten unzugänglichen Wachturm, und dann war auch dieser Tag schon wieder vorüber.
Castello d'Empuries, 28.-31.März
Nach einer sehr herzlichen Verabschiedung von unserer Wirtin folgte eine richtige Verirrfahrt durch die Gassen von Tossa, die schließlich von der Polizei gestoppt wurde. Höflich zeigten die Polizisten uns den Weg aus dem Gewirr, und wir machten uns auf den Weg nach Castello d'Empuries weiter im Norden, nahe der Halbinsel Cap de Creus. Der Weg führte zunächst entlang der kurvigen Straße, auf deren Teilstück wir am Vortag schon nach Cala Pola unterwegs waren. Die schöne Aussicht konnte man bei der Fahrt jedoch kaum genießen. Der Fahrer mußte lenken, dem Rest wurde übel.
Weiter nach Norden wurde die Landschaft zusehends flacher, und landwirtschaftliche Nutzflächen prägten das Land.
Wir hatten uns den Ort Castello d'Empuries ausgesucht, weil er unmittelbar am Parc Natural Aiguamolls d'Emporda, einem sehr großen Feuchtgebiet, liegt und wir dort gerne Vögel beobachten wollten.
In der Casa Clara fanden wir eine sehr schöne Unterkunft im Herzen des mittelalterlichen Ortes, und nur kurze Zeit nach der Ankunft wollten wir auch schon Vögel beobachten gehen.
Der Eingang zum Schutzgebiet Aiguamolls liegt ca. 4 km von Castello entfernt. Die Fahrt führt zu einem Informationszentrum, in dem man kostenlose Karten des Gebietes erhält. Eine Tafel informiert über die aktuell im Gebiet anwesenden besonderen Vogelarten.
Bei unserer Ankunft war es sehr windig, aber wir wollten uns davon nicht schrecken lassen und den großen Rundweg durch das Gebiet unternehmen, der teilweise direkt am Strand entlangführt. Wenige Tage später, immer am 1. April, würde dieser Abschnitt dann wie jedes Jahr gesperrt werden, um die Brutvögel nicht zu stören.
Direkt am Anfang des Weges von einem Beobachtungsstand aus konnten wir an einem der Teiche eine der hier häufigen Rohrweihen beobachten, die eine Ente erbeutet hatte. Allerdings konnte der Vogel mit der schweren Beute nicht auffliegen und stand hilflos im Wasser. Von Zeit zu Zeit versuchte er erfolglos aufzufliegen.
Im Naturpark beobachteten wir eine ganze Reihe von Vögeln. Während der vorherigen Stationen hatten wir fast nur Allerweltsarten gesehen. Einzig Lachseeschwalbe, Wiedehopf, Einfarbstar und Samtkopf-Grasmücke wären in Deutschland schwieriger zu sehen gewesen. Hier nun waren es natürlich vor allem die Wasservögel, die faszinierten: Neben Graureihern beobachteten wir Kuh-, Seiden- und auch Silberreiher. Wir sahen Stock-, Löffel-, Schnatter-, Krick- und Knäkenten. Der Braune Sichler zeigte sich, Brandenten, Graugänse, Hauben- und Zwergtaucher. Limikolen zog das Gebiet magisch an: An den flachen Gewässern direkt am Strand sahen wir Kiebitz-, See- und Sandregenpfeifer und einige Austernfischer. An den Teichen im Binnenland mit ihren ausgedehnten Schlammflächen fanden wir auch Bekassinen, Kampfläufer, Alpen- und Zwergstrandläufer, Uferschnepfen, Rotschenkel, Dunkle Wasserläufer, Flußregenpfeifer, Stelzenläufer, Säbelschnäbler, Große Brachvögel, Bruchwasserläufer und Flußuferläufer. Rauch-, Mehl-, Uferschwalben und Mauersegler flogen durch die Luft, auch wenn es meist nur wenige waren. Weißstörche hatte man hier, nachdem sie schon ausgestorben waren, wieder angesiedelt. An einigen Stellen konnten wir sie brüten sehen. Der Gesang von Seiden- und Zistensänger sowie der Haubenlerchen begleitete uns.
Nicht versäumen sollte man einen Besuch der Kläranlage am Rande des Gebietes (von Empuriabrava aus zu erreichen, die Wegbeschreibung kann man der Karte entnehmen, die man am Infozentrum erhält). Wir sahen dort u.a. ein Blaukehlchen, Flußuferläufer und ein sich frei zeigendes Kleines Sumpfhuhn.
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Daß der Naturpark nicht nur für ausgesprochene Vogelfreunde interessant ist, bewiesen uns Werner und Ingrid, die, unabhängig von uns, auch ohne Fernglas kaum weniger Zeit für ihre Runde durch Aiguamolls brauchten.
Des Nachts hörte Diana von unserer Unterkunft aus den Vogel rufen, den wir schon immer gehofft hatten, in Spanien zu sehen, der uns aber immer ausgewichen war: den Steinkauz. Am Morgen suchten wir den Garten ab, der unterhalb unseres Fenster lag, aber außer vielen Tauben, Sperlingen und Staren konnten wir dort nichts entdecken.
Nach dem Frühstück wollten wir ein bißchen den noch nördlicheren Teil der Costa Brava erkunden. Unser Weg führte vorbei am beliebten Touristenort Roses über einsame Wege durch die Berge nach Port de la Selva.
An Port de la Selva, traumhaft schon an einer Bucht gelegen, ging der Bauboom nicht vorbei. Immer höher wächst der Ort den Berg hinauf. Wir stellten das Auto am Rand des Ortes ab. Von hier aus konnten wir zum ehemaligen Kloster Monestir Sant Pere de Rodes wandern. Das Kloster lag westlich von Port de la Selva, weit oben über dem Meer. Es gab auch eine Straße, die hinaufführte, aber wir hatten uns entschieden, das sonnige Wetter für einen Aufstieg zu Fuß zu nutzen. Auf dem steinigen, steilen Wanderweg begleitete uns eine überwältigend schöne Vegetation. Wir wanderten inmitten der Blüten von verschiedenfarbigen Zistrosen, Schopflavendel und vielen weiteren bunten Blumen, die wir nicht benennen konnten. Zwischendurch konnten wir immer wieder eine schöne Aussicht auf das weit unten liegende Port de la Selva und das Meer genießen.
Nach langer Wanderzeit erreichten wir endlich das Kloster in 500 Metern Höhe über dem Meer. Das Kloster ist nicht mehr vollständig erhalten, sondern sieht eher wie eine gepflegte Ruine aus.
Und da wir schon einmal so weit oben angekommen waren, entschlossen wir uns, noch ein Stückchen höher zu klettern. Über einen noch steileren, noch engeren Pfad, den viele Wanderer im Laufe von Jahrhunderten stellenweise tief in den Berg eingegraben hatten, kletterten wir zu einem der Berggipfel, auf dem sich weitere Ruinen befanden, die Ruinen einer Zitadelle mit dem Namen Castell de Sant Salvador de Verdera. Hier machten wir in der Sonne eine schöne Rast und konnten endlich auch auf die andere Seite in südöstliche Richtung über die Berge blicken, denn gleich hinter einer teilweise noch erhaltenen Mauer der Zitadelle ging es steil bergab.
In der Ferne erkannten wir die Ebene des Naturparks Aiguamolls, direkt hinter Bausünde einer Urbanisation namens Empuriabrava.
Nach einiger Zeit jedoch mußten auch wir den Rückweg antreten. Abwärts ging es natürlich schneller als aufwärts, doch die hohen Temperaturen, die an diesem Tag endlich einmal einem Spanienurlaub angemessen waren, machten auch den Abstieg zu einer
anstrengenden Angelegenheit für uns. Wir freuten uns, als wir dann endlich in das überhitzte, aber schattige Auto einsteigen und über die Berge zurück nach Castello d'Empuries fahren konnten.
Nach einer kurzen Erholung fuhren wir dann noch einmal nach Aiguamolls. Wir wollten dort gern noch einen Teil ansehen, den wir am Vortag nicht besucht hatten, denn immerhin hatten wir noch kein Purpurhuhn und auch keine der anwesenden Kraniche gesehen. Es waren nicht mehr viele Besucher anwesend, der Tag neigte sich ja auch schon dem Ende entgegen, aber so konnten wir die Ruhe im Park noch richtig genießen. Noch immer hatten wir die Hoffnung auf den Steinkauz nicht aufgegeben. Im Infozentrum fragte Diana, wo man ihn denn finden könne und erfuhr, daß es die meisten Käuze am Cap de Creus gäbe, zwischen Roses und Port de la Selva. Wenig optimistisch und an unseren Fähigkeiten zweifelnd verließen wir das Informationszentrum und machten uns auf den Weg zu einem riesigen Aussichtsturm auf einem ehemaligen Hochsilo, von dem aus man das ganze Gebiet überblicken konnte. Zwischendurch konnten wir immer wieder den schönen Wiedehopf beobachten. Störche, die man hier wieder angesiedelt hatte, hatten überall ihre Nester auf bereitgestellte Nistunterlagen an angrenzenden Kuh- und Pferdeweiden gebaut. Im Schlamm der fast vollständig trocken liegenden Teiche suchten viele Watvögel nach Nahrung, darunter Säbelschnäbler, Große Brachvögel und Zwergstrandläufer.
Die Sonne sank tiefer, und so machten wir uns auf den Rückweg. Als wir mit dem Auto die kleine Nebenstraße, die vom Infozentrum zur Hauptstraße führte, entlangfuhren, schreckten wir einen unbekannten Vogel von bräunlicher Farbe und plumper Form auf - das mußte ein Steinkauz sein. Wir wendeten und fuhren ein Stück einen Sandweg entlang, wohin der Vogel geflogen war, sahen ihn nochmals genauso undeutlich, dann aber war er nicht mehr wiederzufinden. Es blieb dabei, unsere Begegnungen mit dem Steinkauz beschränkten sich auf Geräusche und Vermutungen.
Als wir, zurück in Castello, dann aus dem ummauerten Parkplatz neben der Basilika auf die Straße traten, konnte auch Ringo endlich den schauerlichen schönen Steinkauzruf vernehmen. Wir wußten, daß der Vogel irgendwo in unserer Nähe war. So liefen wir entlang des Mühlbachgrabens zu einer Gartenanlage, viel schöner als die spießigen Gartenanlagen in Deutschland. Es gab dort unzählige kleine gemauerte Häuschen und Mauern, dazwischen Zitrusbäume, Apfelbäume, viele Hecken, Gemüsebeete, dazwischen liefen Hühner umher. Der Steinkauz rief fortwährend und sogar ein weiterer antwortete ihm. Und schließlich konnten wir den lang ersehnten Vogel im letzten Licht des Tages endlich sehen: Er saß auf der Spitze einer hohen Fichte. War das ein fantastischer Anblick, auch wenn die Sonne schon fast untergegangen war. Wir hörten ihm noch eine Weile zu und machten uns dann schweren Herzens auf den Weg in die Altstadt zum Abendessen.
Zunächst hatten wir gar kein richtiges Programm für unseren letzten Tag in Spanien, aber wir fanden, daß es noch einmal Zeit wäre, das ein oder andere Museum zu besuchen. Vorher wollten wir noch einen Blick bei Tageslicht auf den Steinkauz werfen, da wir nun wußten, wo man ihn finden konnte. Wir spazierten durch die Gartenanlage, hörten ihn überall rufen, doch sehen konnten wir ihn leider nicht.
Castello hat ein sehr schönes Mühlenmuseum, untergebracht in einer ehemaligen Wassermühle. Dort verbrachten wir einen Teil des Vormittags und erhielten einen kleinen Einblick in die schwere Arbeit der Müller. Im Anschluß fuhren wir in das ein Stück weit westlich gelegene Figueres, Heimat von Salvador Dalí. Unser Ziel in Figueres war das Castell de Sant Ferran, die größte Festung Europas. Zum Castell gehören unterirdische Zisternenanlagen, die sich per Schlauchboot erkunden lassen.
Diese Schlauchbootfahrten muß man jedoch vorher anmelden, und so wollen wir uns dieses Erlebnis für einen nächsten Besuch in Figueres aufheben. Aber auch der oberirdische Teil der Festung ist interessant, nicht nur wegen der Ausmaße der Anlage. Die Außenmauern sollen einen Umfang von fünf Kilometern haben. Von der weiblichen Stimme aus unserem Audioguide mit deutlich süddeutschem Akzent geführt, erkundeten wir den riesigen Kasernenhof und die beeindruckenden Pferdeställe für ca. 500 Tiere. Wir konnten eine bombensichere Kapelle, Wohnungen der Offiziere und Schlafsäle der Truppen ansehen. Ein Teil der Anlage wurde noch weit bis ins 20. Jahrhundert genutzt als Zuchthaus genutzt. Später dann wurden hier Teile des Kinofilms "Das Parfum" gedreht.
Auch wenn man sich nicht für Militärgeschichte interessiert, so ist dieser Ort auf jeden Fall einen Besuch wert und aufgrund des wohl kalkhaltigen nährstoffarmen Bodens ist das ganze Gelände vom Kasernenhof über Mauern bis zu Geschützstellungen mit unzähligen Blütenpflanzen bewachsen, die des Herz eines jeden Botanikfreundes höher schlagen lassen.
Nach all diesen Eindrücken und weil der Tag noch jung war, entschlossen wir uns nun doch, das Dalímuseum zu besuchen. Der recht hohe Eintrittspreis verhinderte nicht, daß sich große Besuchermassen, vor allem zahlreiche Schulklassen, durch die verschachtelten Gänge des Gebäudes wälzten. Die Ausstellung weckt Interesse, wenn man sich darauf einläßt, doch war uns das ganze Treiben deutlich zu hektisch, vor allem deswegen, weil wir uns ständig aus den Augen verloren und es nahezu unmöglich war, einander wiederzufinden.
Abreise - Abenteuer Ryanair II, 31. März
Der Morgen unserer Abreise begann sehr, sehr früh. Billigflieger haben eine Vorliebe für unbequeme Abflugslots, so sollte unser Flugzeug schon kurz nach 6 Uhr starten. Nachdem das Auto geparkt und der Schlüssel in den Briefkasten der Verleihfirma eingeworfen war, stellten wir uns in die lange Check-In-Schlange. Leider ging es nur höchst schleppend voran, denn wieder stand nahezu jeder Passagier vor dem Problem, Übergepäck zu haben. So wurden hunderte Koffer geöffnet und Dinge umgepackt, bis das Gewicht reduziert war. Wir hatten uns eine zusätzliche Tasche gekauft, und hofften, daß wir diesmal das Limit von 3 x 15 kg nicht überschreiten würden. Die vielen Passagiere, die noch nachzahlen mußten, wurden sämtlich zu einem anderen Schalter geschickt, um die Strafgebühr für das Übergepäck zu bezahlen. Dessen Warteschlange wuchs uns wuchs. Auch wir hatten das absurde Vergnügen, von einem Koffer, der etwas mehr als 15 kg wog in einen anderen umpacken zu dürfen, der leichter war. Schließlich mußten wir für doch für ein einziges Kilogramm extra bezahlen und durften uns ebenfalls vor dem entsprechenden Schalter einreihen. Da aber schon am Check-In so viel Zeit verlorenging und es nun aus unerfindlichen Gründen sogar noch langsamer voranging, wurden alle, auch wir, schon panisch, denn die Zeit zum Einstieg war schon längst angebrochen und die Abflugzeit war nur noch eine Viertelstunde entfernt. Die Damen am Check-In weigerten sich, das Geld für Übergepäck von panischen Menschen anzunehmen, die ihr Flugzeug schon ohne sie starten sahen. Verzweifelte Menschen baten in der Bezahlschlange nach vorn zu dürfen, aber bekamen nur die Antwort, daß auch alle anderen gleich ihren Flieger verpassen.
Knappe zwei Minuten vor dem geplanten Start unseres Flugzeuges hatten wir endlich bezahlt - vor uns lag jedoch noch die Sicherheitskontrolle. Erwartungsgemäß auch dort lange Menschenschlangen. Einige Passagiere mogelten sich durch die Absperrbänder und konnten so zwei Meter in der Kontrollschlange nach vorn gelangen. Wenn das Sicherheitspersonal dies jedoch bemerkte, wurden die Übeltäter wie Vieh wieder in ihre ursprüngliche Warteschlangenposition zurückgejagt. Man hätte noch Stunden in dieser Vorhölle zubringen können, wäre nicht die Sicherheitskontrolle unglaublich lax gehandhabt worden. Als Diana durch den Detektor lief, piepte es überall, das war egal, keinen hatte es mehr gekümmert. Wir rannten nur noch zum Flieger. Einige Minuten nach dem geplanten Start saßen wir endlich auf unseren Plätzen. Bald darauf ging es auch schon los, und wir schworen uns: NIE WIEDER MIT RYANAIR!!!
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