Floridaurlaub vom 9. September bis zum 26. September 2001

Hilfreiche und von uns verwendete Literatur:
Molloy, Johnny: The best in Tent Camping - Florida, 2000
Peterson, Roger Tory: A Field Guide to the Birds - Eastern Region, 1980
Pranty, Bill: A Birder's Guide to Florida, 1996


9. September

Da ich noch kein Vogelbestimmungsbuch habe, konnte ich bislang nur Spottdrosseln (Mockingbird) und Amerikanerkrähen (American Crow) um den Zeltplatz herum identifizieren. Im Toilettenhaus gibt es Geckos sowie grüne und graugrüne Laubfrösche mit großen Augen. Diana hat noch einen großen Tausendfüßler gesehen, den sie leider zertreten hat.
Neue Arten: Spottdrossel, Amerikanerkrähe (2)

10. September

Den Vormittag nutzten wir heute, um erst einmal organisatorische Dinge zu erledigen. Wir verließen wieder den Park,um uns mit Lebensmitteln zu versorgen, danach statteten wir dem Besucherzentrum am Eingang des Everglades-Parkes einen Besuch ab, wo wir uns auch mit hilfreicher Literatur eindecken konnten. Am Nachmittag regnete es wieder für einige Stunden, dennoch unternahmen wir eine Wanderung auf dem relativ kurzen Anhinga-Trail im Park. Gleich zu Beginn konnten wir auch einen weiblichen Schlangenhalsvogel (American Darter) sehen, nach dem der Trail benannt ist. Er war gerade dabei, einen Fisch zu verschlucken. Später schwamm er auch, wobei nur der Kopf aus dem Wasser blickte. Wir hatten auch unsere erste Begegnung mit Alligatoren: einer schwamm im tieferen Wasser, ein anderer lag still in Gesellschaft einer Schildkröte direkt neben dem Bretterweg, der durch den Sumpf führte. Danach durchwanderten wir auch noch den benachbarten Gumbo Limbo Trail, welcher durch einen Hammock mit karibisch geprägter Vegetation führt. Unsere Wanderung wandelte sich aber zu einer Flucht, je weiter wir liefen, denn die Moskitos hatten diesen Platz zu ihrem Lieblingsaufenthalt erwählt und schienen nur auf uns gewartet zu haben. Immerhin haben wir noch viele Pilze und verschiedene Eidechsen gesehen, aber der Gumbo Limbo Trail sollte nach unserer Erfahrung im September auf jeden Fall gemieden werden, sofern man kein hocheffektives Insektenspray besitzt. Bei unserer Rückkehr zum Parkplatz turnten Amerikanerkrähen auf den Autos herum, die erst als wir losfuhren von unserem absprangen. An der Straße standen viele Silberreiher (Great White Egret) und Kleine Blaureiher (Little Blue Heron).
Neue Arten: Amerikanischer Schlangenhalsvogel, Silberreiher, Blaureiher (5)

11. September

Heute sind wir in Richtung Flamingo gefahren. Unterwegs ging es erst durch Kiefernwald, dann wurde es sumpfiger, und es wuchsen Zwergzypressen, schließlich war es ganz sumpfig. Uns begegnete ein Schneckenweih (Snail Kite) sowie zahlreiche Truthahngeier (Turkey Vulture) und Rabengeier (Black Vulture). Reiher waren überall zahlreich: Silberreiher, die normale sowie die weiße Form des Kanadareihers (Great Blue Heron), Schmuckreiher (Snowy Egret), Blaureiher, Dreifarbenreiher (Tricolored Heron) und Rötelreiher (Reddish Egret). Die verschiedenen Teiche auf dem Weg nach Flamingo waren eher unbelebt um diese Jahreszeiten, dafür wurde am Eco Pond das Spektrum der Reiher noch durch Grünreiher (Green Heron) erweitert, und dort gab es auch Teichhühner (Common Moorhen). Wir hätten gern an einer Schiffahrt aufs Meer teilgenommen, aber leider waren wir die einzigen, die das vorhatten, so daß das Schiff im Hafen liegen blieb. Dafür buchten wir eine spätere Fahrt, die durch die Mangroven führte. Während wir auf den Beginn warteten, beobachteten wir die Braunpelikane (Brown Pelican) sowie einen einzelnen Nashornpelikan (American White Pelican) im Hafen. Als wir etwas weiterliefen am Strand, sahen wir auch ein Paar Weißkopfseeadler (Bald Eagle) sowie zahlreiche Limikolen: Schlammtreter (Willet), Steinwälzer (Ruddy Turnstone) im Prachtkleid, Wiesenstrandläufer (Least Sandpiper), Kiebitzregenpfeifer (Blackbellied Plover) und Drosseluferläufer (Spotted Sandpiper). Dazu kamen noch ein paar Ohrenscharben (Doublecrested Cormorant) sowie Schneesichler (White Ibis). Auf unserer Bootsfahrt sahen wir dann wenig bis gar keine Vögel, dafür eindrucksvolle Orb-Weaver-Spinnen und immerhin Gürtelfischer (Belted Kingfisher). Nach unserer Rückkehr war die Ebbe schon weit fortgeschritten, und auf einer nun freiliegenden Sandbank im Meer hatten sich zahlreiche Vögel eingefunden. Mit unseren Ferngläsern erkannten wir nur einige Fischadler (Osprey) sowie Rosalöffler (Roseate Spoonbill). Die vielen Limikolen konnten wir leider auf diese Entfernung nicht bestimmen. Zurück auf dem Zeltplatz erwanderten wir uns noch ein wenig die Umgebung, aber die aktiver werdenden Moskitos machten es uns schwer, stillzustehen und mit dem Fernglas zu beobachten. Dennoch sahen wir Karolinaspechte (Red-bellied Woodpecker) und Kardinäle (Northern Cardinal) sowie zwei Rotkehlhüttensänger (Eastern Bluebird), die, nachdem sie hier bereits verschwunden waren, wieder angesiedelt werden.
Neue Arten: Schneckenweih, Truthahngeier, Rabengeier, Kanadareiher, Schmuckreiher, Dreifarbenreiher, Rötelreiher, Grünreiher, Teichhuhn, Braunpelikan, Nashornpelikan, Weißkopfseeadler, Schlammtreter, Steinwälzer, Wiesenstrandläufer, Kiebitzregenpfeifer, Drosseluferläufer, Ohrenscharbe, Schneesichler, Rosalöffler, Gürtelfischer, Fischadler, Karolinaspecht, Kardinal, Rotkehlhüttensänger (30).

12. September

Am Morgen verließen wir unseren Zeltplatz in den Everglades, nicht ohne daß die Moskitos uns noch einmal ordentlich piesackten. Wir überlegten, daß anstatt in Richtung Norden zu fahren, es wohl besser wäre, gleich die Florida Keys zu besuchen. Würden wir uns das für den Schluß der Reise aufheben, bliebe uns vielleicht gar keine Zeit mehr dafür. So fuhren wir nach Long Key, wo uns ein sehr schöner Zeltplatz erwartete, der direkt am Meer lag. Anders wäre es an dieser Stelle der Insel auch gar nicht gegangen, denn es war nur Platz für die Straße nach Key West, die Zeltplatzstraße sowie die am Strand entlang verlaufenden Plätze zum Zelten. Von unserem Tisch aus konnten wir Vögel beobachten - Limikolen am Strand, meistens Schlammtreter, ein gelegentlicher Steinwälzer, Aztekenmöwen (Laughing Gull), und eine Königsseeschwalbe (Royal Tern) flog vorbei. Diana fand auch tote verblichene Schwertschwänze. Leider war es über unseren Umzug und durch unsere etwas zeitaufwendige Suche nach einem guten Buchladen, wo wir Literatur über Campingplätze in Florida erwerben wollten (bisher hatten wir nur eine Informationsbroschüre der Everglades benutzt, die auch über die nähere Umgebung Auskunft gab), schon Abend geworden, so daß wir uns nur noch ein wenig im Park (Long Key State Recreation Area) umsehen konnten.
Neue Arten: Aztekenmöwe, Königsseeschwalbe (32)

13. September

Wir haben den heutigen Tag genutzt, um nach Key West zu fahren. Leider war die Stadt bis zum Strand zugebaut. Wir besuchten das Aquarium mit Haien, Schildkröten, Rochen und Schwertschwänze, aber zu ausgedehnten Naturbeobachtungen fehlte uns die Lust, nachdem wir in Key West im Regen ganz schön naß geworden waren. Immerhin sahen wir mehrere Prachtfregattvögel (Magnificent Frigatebird) über der Straße fliegen. Am Abend sah ich die Waschbären, die im Müllcontainer nach Futter suchten.
Neue Arten: Prachtfregattvogel (33)

14. September

Gestern nacht begann ein ziemlich wilder Sturm mit reichlich Regen, die Ausläufer des im Radio angekündigten Tropensturms Gabriel. Wir verbrachten diese Nacht im Auto, leider aber brach uns die Stange des Vorzeltes, die wir mit einem Hering schienen mußten. Das Wetter ist immer noch stürmisch, so daß es uns unmöglich ist, außerhalb des Badehäuschens etwas zu kochen, geschweige denn ein Lagerfeuer zu entzünden. Dennoch nutzten wir die regenfreie Zeit für einen Ausflug nach Marathon zum Museum of Natural History. Allerdings fanden wir es geschlossen - wegen des schlechten Wetters, was uns etwas seltsam vorkam, denn wir wollten doch gerade wegen des schlechten Wetters ins Museum. Wir besuchten dann Bahia Honda State Recreation Area. Um diese Zeit war das Wetter eigentlich wieder recht schön, abgesehen vom Wind. Der Platz empfahl sich für ein angenehmes Bad im Meer und einen kleinen Ausflug zur nahegelegen Eisenbahnbrücke, von der aber ein Stück fehlte. Am Ende der Brücke saß ein Fischadler mit seiner Mahlzeit. Es flogen auch wieder einige Prachtfregattvögel, denen der starke Wind zu gefallen schien. Am Zeltplatz gab es Karolinatauben (Mourning Dove) sowie Schneesichler.
Neue Arten: Karolinataube (34)

15. September

Heute morgen erwachten wir nach einem schweren Gewitter, das in der Nacht getobt hatte, bei klarem Sonnenschein. Zum ersten Mal hielt das schöne Wetter auch einmal den ganzen Tag über an. Da es auch nicht mehr windig war, konnten wir in den Kiefern am Zeltplatz auch einige Singvögel beobachten. In den Bäumen kletterten und flogen Schnäpperwaldsänger (American Redstart) und eine Phoebe (Eastern Phoebe), außerdem sahen wir die Karolinatauben. Danach sind wir weiter gefahren nach Key Largo zum John Pennekamp State Park. Unterwegs saßen und flogen Fischadler, Braunpelikane und Prachtfregattvögel. Bei einem Spaziergang im Park sahen wir auch unsere ersten Blauhäher (Blue Jay). Florika Keys Wild Bird CenterAm Vormittag fuhren wir zum Florida Keys Wild Bird Center, wo man sich um kranke oder verletzte Vögel kümmert. In den Volieren lebten zahlreiche Braunpelikane, Ohrenscharben Am Zeltplatz hier sind die Grauhörnchen sehr zutraulich, um nicht zu sagen aufdringlich. Abends kam dann auch noch ein Waschbär zum Zelt. Man muß wirklich alle Lebensmittel gut verstecken. Wir haben auch ein grünes, eine grüne oder einen grünen Iguana? auf dem Zeltplatz gesehen, obgleich die hier wohl gar nicht heimisch sind. Da das Wochenende begonnen hatte und John Pennekamp auch sehr viele Besucher zählt, war der Zeltplatz trotz der Jahreszeit gut gefüllt, was zur Folge hatte, daß wir einen ganzen Abend lang die immer gleichen Beatles-Lieder vom Nachbarplatz hören konnten. Bis zum etwa dritten oder vierten Durchlauf hatten mir die Lieder noch gefallen, aber dann wäre es für mich auch genug gewesen.
Neue Arten: Schnäpperwaldsänger, Phoebe, Blauhäher (37)

16. September

Heute früh stand eine Fahr mit dem Glasbodenboot zum Korallenriff auf dem Programm. Wir hatten Glück, daß das Boot überhaupt fuhr, denn es waren außer uns noch nicht einmal zehn Leute dabei. Beim Warten am Strand auf die Abfahrt leisteten uns einige vollkommen unscheue Steinwälzer Gesellschaft sowie ein Karolinaspecht und ein Rostscheitelwaldsänger (Prairie Warbler). In den Mangroven saßen weiße Kanadareiher, ein Fischadler, Braunpelikane und viele Ohrenscharben. Eine ziemlich große Schildkröte schwamm im Wasser. Am Riff wuchsen dann verschiedene Korallen, und es schwammen viele bunte Fische. Ich schätze, so ist es wohl an jedem Korallenriff, aber es war doch unser erstes Erlebnis dieser Art und sehr beeindruckend, vor allem im Kontrast zu den kargen Abschnitten um das Riff herum. Nachdem wir zurückgekehrt waren, packten wir wieder zusammen und fuhren ein gutes Stück zum Zeltplatz am Mountain Lake im Big Cypress Swamp Sanctuary, welches ökologisch ein Teil der Everglades ist. Der Zeltplatz ist kostenlos, dafür gibt es nur eine kalte Außendusche, und es ist recht einsam hier. In den Kanälen entlang der Straße schwammen immer wieder Alligatoren. Es gibt sie auch hier im See, dazu noch zahlreiche Schildkröten. Keilschwanz-Regenpfeifer (Killdeer) laufen auf dem Zeltplatz herum. Es gibt auch Rabengeier, Rotschulterbussarde (Redshouldered Hawk) und Amerikanerkrähen. Die Nacht draußen ist voller Geräusche, und erstaunlicherweise hatten wir heute schon unseren zweiten Tag ohne Regen.
Neue Arten: Rostscheitelwaldsänger, Keilschwanz-Regenpfeifer, Rotschulterbussard (40)

17. September

Heute morgen haben wir unseren Alligatorsee verlassen, um weiter zur Koreshan State Historical Site zu fahren. Hier haben wir einen dicht bewachsenen Zeltplatz an einem Fluß. Als wir vom Einkaufen zurückkamen, mußten wir feststellen, daß sich jemand an unserer Styroporkiste, in der wie die Lebensmittel aufbewahrten, zu schaffen gemacht und unsere Würstchen geklaut hatte. Es dauerte nicht lange, bis sich uns der Übeltater offenbarte, als nämlich ein Waschbär wohl noch mehr aus unserer Kiste holen wollte. Aber solange man aufpaßt, kann man die Waschbären auch vertreiben, und es war unser Fehler, daß wir die Kiste nur uns Vorzelt gestellt hatten. In der dichten Bodenvegetation mit vielen Palmettos hat sich einmal ein Karolinazaunkönig (Carolina Wren) blicken lassen, und auf einem See bei einem Einkaufszentrum schwammen einige Floridaenten (Mottled Duck). Ein Ausflug ins Ding Darling National Wildlife Refuge war leider kein Erfolg, da der Wildlife Drive geschlossen war, was man - typisch amerikanisch - erst am Ausgangspunkt erfuhr. Da der Park das knappe Land auf Sanibel Island auch noch mit einem zersiedelten Wohn- und Feriengebiet teilt, blieb uns nichts weiteres übrig, als wieder zurück zu fahren, zumal es auch keinen öffentlichen Strandzugang auf der Parkseite gab.
Neue Arten: Karolinazaunkönig, Floridaente (42)

18. September

Heute früh sah ich auf dem Zeltplatz einen Haarspecht (Hairy Woodpecker), heute abend auch einen Dunenspecht (Downy Woodpecker). Auf einem Ast saß eine Zwergdrossel (Swainson's Thrush). Danach haben wir heute das Corkscrew Swamp Sanctuary besucht, ein von der Audobon Society betreutes Schutzgebiet, in dem Waldstörche brüten und auch Schwarzbären und Rallenkraniche leben. Begegnet sind wir davon nur dem Rallenkranich, und auch ihn sahen wir für den Bruchteil einer Sekunde. Den Streifenkauz haben wir nur rufen gehört. Der Weg führte zuerst durch einen Wald mit kleinen Zypressen, wo wir mal eine Schlange sahen. Später sahen wir auch einen Alligator. Es flogen sehr viele Schmetterlinge herum, und überall waren bunte Heuschrecken sowie Anolen. Später wurde es sumpfiger und die Zypressen größer. Stellenweise gab es trotz der Hitze viele Vögel zu sehen: Blaumückenfänger (Blue-Gray Gnatcatcher), Zitronenwaldsänger (Prothonotary Warbler), Weißaugenvireos (White-eyed Vireo) und Goldkehlwaldsänger (Yellowthroated Warbler). Beim Wegfahren sahen wir auch noch ein Paar Kanadakraniche (Sandhill Crane). Außerdem gab es dort Rabengeier, Rotschulterbussarde, Karolinaspechte und einen Helmspecht (Pileated Woodpecker). Am Nachmittag waren wir noch im Lovers Key State Park, hauptsächlich um im Golf zu baden. Der Strand war wunderschön mit Sand aus reinem Muschelkalk. Es gab Aztekenmöwen, einen Kiebitzregenpfeifer, Schlammtreter, einen Schmuckreiher und einige Steinwälzer.
Neue Arten: Haarspecht, Dunenspecht, Zwergdrossel, Blaumückenfänger, Zitronenwaldsänger, Weißaugenvireo, Goldkehlwaldsänger, Kanadakraniche, Helmspecht (51)

19. September

Nach zwei Nächten auf dem selben Zeltplatz sind wir nun wieder umgezogen. Vor unserer Abfahrt haben wir noch die historische Stätte im Park besucht, eine etwa 100jährige Siedlung einer erloschenen Religionsgemeinschaft. Die alten Häuser bildeten einen starken Kontrast zu all den Wucherungen moderner Städte entlang des Tamiami Trails. Über uns flogen Schornsteinsegler (Chimney Swift) und Fischkrähen (Fish Crow). In einem Bau direkt neben einem Grabstein saß eine große Gopher Totoise. Unser nächstes Ziel war der für seine große Scrub-Jay-Population bekannte Oscar Scherer State Park. Der Park war schwer mitgenommen vom Sturm und die meisten Wanderwege gesperrt. Das Gelände, in dem wir zelteten, war so trocken und so voller Reisig, daß uns ein Feuer keineswegs überrascht hätte, aber dazu kam es nicht. Da wir hier nicht wandern konnten, fuhren wir zum Myakka River State Park, aber am Eingang sagte man uns, daß der Park geschlossen ist wegen der Sturmfolgen. In Oscar Scherer hatte uns das niemand sagen können, was nicht gerade für eine gute Kommunikation zwischen den Parks spricht, aber immerhin wurden wir entschädigt durch unsere ersten Weißwedelhirschen, die wir an der Straße stehen sehen haben. Und auch ein Kanadakranich begegnete uns wieder. Bei all den Sturmschäden in dieser Gegend konnten wir froh sein, daß es bei uns noch relativ harmlos zuging auf den Florida Keys, auch wenn es uns dort auch nicht gerade schön vorkam, zwei Tage lang nur Sturm und Regen zu erleben. Am Abend bin ich dann mit Diana in Oscar Scherer noch ein Stück gewandert durch das Eichengebüsch, in dem sich die Scrub Jays aufhalten (dieser Weg war nicht gesperrt), aber es wurde dann dunkel, bevor wir einen entdeckt haben.
Neue Arten: Schornsteinsegler, Fischkrähe (53)

20. September

Heute früh wollte ich doch noch einmal die Scrub Jays finden. Da sie nicht scheu sein sollen, müßte das doch auch möglich sein. Die Sonne ging auf um 7.15 Uhr, zur selben Zeit machte ich mich auf den Weg. Zunächst begegnete mir ein Goldspecht (Northern Flicker) sowie einige winzige Sperlingstauben (Common Ground Dove), und dann begegnete mir auch ein Scrub Jay: Er flog direkt auf mich zu und landete knapp neben mir. Nein, diese Vögel sind wirklich nicht scheu. Danach haben wir uns vom Golf von Mexiko verabschiedet. Uns bleibt nur noch eine Woche, um über Orlando zurück nach Miami zu fahren. Am Golf zog gerade ein großer Fischschwarm durch, der viele Aztekenmöwen und Forsterseeschwalben (Forster Tern) anzog. Auch ein Kanadareiher hatte sich eingefunden, dazu Braunpelikane, Sanderlinge, Kiebitzregenpfeifer, Ohrenscharben und ein Schmuckreiher. Waschbär an unserem Zelt Im Anschluß daran packten wir wieder unser Zelt zusammen, um nach Little Manatee River zu fahren, wo aber leider der Zeltplatz geschlossen war, weswegen wir gleich weiterfuhren nach Lake Kissimmee. Unterwegs stand an einem Stadtrand ein Waldstorch (Wood Stork) an der Straße, was uns überrascht hat, da im Corkscrew Swamp Sanctuary ein Umweg um die - zu der Zeit verwaiste - Brutkolonie herum gebaut wurde, um die scheuen Vögel während der Brutzeit nicht zu stören. Diana hat auch noch einen Kanadakranich gesehen. Hier auf dem Zeltplatz setzen sich heute nachmittag einige Indianermeisen (Tufted Titmouse), Blauhäher und Blaumückenfänger für ein paar Minuten über die allgemeine hitzebedingte Inaktivität hinweg und turnten in den Bäumen herum. Als sie fort waren, herrschte wieder Leblosigkeit - sowohl bei den Vögeln als auch bei uns. Erst am späten Nachmittag machten wir uns noch einmal auf, um ein wenig zu wandern. Wir sahen einen Anhinga auf einem Bootssteg sitzen, und im Wald begegneten uns einige Weißwedelhirsche, darunter auch ein Kitz. Diana sah einen männlichen Karolinaspecht, der unweit vom Zeltplatz sich um zwei schon ausgeflogene Junge kümmerte. Auf dem Gelände wachsen sehr knorrige, alte Eichen, an denen lange Moose hängen, und es wachsen rote und grüne Flechten an den Bäumen ("Old men's beard"). Direkt neben unserem Sitzplatz fand Diana eine sehr große Exuvie einer Zikade gefunden zusammen mit einem frisch geschlüpften Insekt. An vielen Holzbauten findet man Nester von Solitärwespen, aber wir haben auch frei hängende Nester gesehen. Einmal hatte sich auch eine grünmetallisch schimmernde Biene ins Auto verirrt. Es gibt hier größere längliche rote Käfer, die am Hinterteil schwarze Streifen haben. Von Zeit zu Zeit fällt es den Zikaden, die in den Bäumen sitzen, ein, lautstarke Konzerte zu geben. Dann geht der laute Ton in Wellen durch den Wald, so daß man ihn förmlich auf sich zurasen hört. Nach einer Weile ohrenbetäubenden Lärms, in dem jedes Wort ungehört bleibt, ebbt das Konzert dann plötzlich ab, um nach einiger Zeit erst wieder aufzuleben. Vorhin kam dann auch noch ein Gürteltier (Nine-banded armadillo), das in der Dämmerung aktiv wird. Es durchsucht den Boden nach Insekten. Obwohl es eigentlich im Westen der USA heimisch ist, ist es ein schöner Anblick. Wir hatten auch das Trompeten von Kranichen gehört, und ich bin den Geräuschen nachgegangen, bis ich zwei Kanadakraniche fand, die keinesfalls scheu waren, als ich mich ihnen näherte. Beim Lärm der Zikaden können einem die Ohren abfallen...
Neue Arten: Goldspecht, Sperlingstaube, Florida-Buschhäher, Forsterseeschwalbe, Sanderling, Waldstorch, Indianermeise (60)

21. September

Die letzte Nacht war, obwohl es diesmal kein Gewitter gab, sehr unruhig. Der Streifenkauz rief und dazu noch eine andere Eule. Wir hatten in der einbrechenden Dunkelheit Fleisch auf dem Grill vergessen, welches dann von einem Tier gefunden und verspeist wurde. Zwar wußten wir, daß es im State Park Schwarzbären gab, aber die Geräusche schienen nachts wohl lauter zu sein, als es der Größe des Tieres entspräche, und so beruhigten wir uns damit, daß es wohl nur ein Waschbär sei, der draußen ums Zelt schlich. Allerdings wollten wir es auch nicht darauf ankommen lassen, uns mit eigenen Augen zu überzeugen. Das Gürteltier war vorhin wieder da. Es ist genau sowenig scheu wie all die anderen Tiere hier. Heute haben wir große Spinnennetze gesehen mit entweder fetten Kreuzspinnen darin oder aber großen bunten Spinnen, die oft die großen Zikaden in ihren Netzen gefangen hatten. Heute wird uns wohl kein Bär besuchen, da wir einerseits uns hüten werden, draußen wieder etwas zu vergessen, andererseits hat sich der Zeltplatz sehr gefüllt, da ja nun wieder Wochenende ist. Die an den Bäumen hängenden Pflanzen heißen Spanish Moss, und es sind Bromelien. Die Moskitos hier sind riesengroß. Manchmal machen die Grauhörnchen quietschende Geräusche, es klingt wie bei einer kleinen Katze. Mit einem Ranger haben wir am Morgen eine kleine Wanderung durch den Wald unternommen und dabei einen Weißkopfseeadler, eine Schabe, einen Mistkäfer und Virginiawachteln (Northern Bobwhite) gesehen, aber bei der Hitze waren außer uns nicht viele Tiere unterwegs. Später sind wir dann noch einmal allein in diese Richtung unterwegs gewesen, wobei wir wilde Truthühner (Wild Turkey) entdecken konnten, die durch den Wald liefen. Dazu gab es noch zwei dieser wunderschönen gelben Vögel, von denen es in Amerika so viele gibt: Kiefernwaldsänger (Pine Warbler) und Palmenwaldsänger (Palm Warbler) sowie eine Rötelgrundammer (Rufous-sided Towhee). Wenn man hier durch den trockenen Wald läuft, hat man das Gefühl, daß es wohl bald brennen könnte. Auf dem sandigen Boden liegen Nadeln und Laub, und alles knirscht und knackt und bricht.
Neue Arten: Virginiawachtel, Truthahn, Kiefernwaldsänger, Palmenwaldsänger, Rötelgrundammer (65)

22. September Heute ging es weiter quer durch Orlando bis hin zu den nördlichen Wucherungen der Stadt, an die sich ein schöner, aber leider sehr voller State Park anschließt: Wekiwa Springs. Viel Zeit für Naturbeobachtungen blieb uns nicht. Nur bei einem abendlichen Spaziergang habe ich eine Gruppe von männlichen Hirschen gesehen, und an einem Teich in der Stadt hielten sich viele Rotschulterstärlinge (Red-winged Blackbird) auf.
Neue Arten: Rotschulterstärling (66)

23. September

Der heutige Tag führte uns nach Cape Canaveral.
Blick auf Cape Canaveral

24. September Heute morgen war ich mit Diana noch einmal in Wekiwa Springs unterwegs. Beim Wandern sahen wir Indianermeisen, Dunen- und Karolinaspechte sowie Karolinameisen (Carolina Chickadee). Danach fuhren wir weiter nach Sebastian Inlet. Wenn diese Heerscharen von Anglern nicht wären, die ihren Köderfisch gern auf den Stegen liegen lassen, es wäre ein wunderbarer Ort, aber als Naturfreunde fühlen wir uns in diesem Mekka der Naturnutzer ein wenig unwohl. Im Inlet haben wir, zum ersten Mal für uns in freier Wildbahn, einen Delphin schwimmen sehen. Außerdem gibt es zahlreiche Braunpelikane, Fischadler fliegen oft vorbei, Aztekenmöwen, Königsseeschwalben, viele Waldstörche haben sich eingefunden, Silber, Kanada- und Blaureiher sowie einige Limikolen, vor allen Steinwälzer, deren Mauser nun schon merklich fortgeschritten ist.
Neue Arten: Karolinameise (67)

25. September

Bei meinem Morgenspaziergang konnte ich einen Merlin sehen, der sich mit den anwesenden Fischkrähen jagte. Es gab wieder sehr viele Waldstörche, und am Ufer hielten sich zwei Amerikanische Sandregenpfeifer (Semipalmated Plover) auf. Leider schlafen unsere angelnden Zeltplatzgenossen nie, sondern sie, die mit dem riesigen Pickup die paar Meter vom Zeltplatz bis zum Ufer fahren, angeln wohl die komplette Dauer ihres Urlaubes hindurch. Später dann machten wir uns auf dem Weg zu unserem letzten Etappenort, den Jonathan Dickinson State Park, der ein wunderschönes Fleckchen Erde ist, einer der schönsten Parks, die wir besucht haben mit einem ebenfalls sehr idyllischen - und vor allem nicht überbelegten - Zeltplatz. Es war nur schade, daß es auch unsere letzte Nacht in Florida war, die wir hier verbrachten. Waldstörche in Sebastian InletVorher, am Nachmittag, fuhren wir ans Meer, zum Hobe Sound. Im dortigen Besucherzentrum befand sich eine sehr interessante kleine Ausstellung. Wir liefen einen kurzen Wanderweg entlang durch einen Wald. In der Hitze war es aber nicht nur uns zu warm. Wir mußten uns lediglich vor den riesigen Netzen von Orb-Weaver-Spinnen hüten, die es erst zu erkennen und dann zu übersteigen galt. Dann führte ein Pfad zu einer geschützten, flachen Meeresbucht - ein paradiesischer Platz. Es zogen Fischschwärme durch, die die Aufmerksamkeit von Forster- und Königsseeschwalben sowie den Braunpelikanen auf sich zogen. Ein Fischadler landete nicht weit von uns in einem Baum.
Neue Arten: Merlin, Amerikanischer Sandregenpfeifer (69)

26. September

Der Tag unserer Abreise. Eine kleine Wanderung am Morgen schlug leider fehl, als wir umdrehen mußten, weil die Wege überschwemmt waren, aber in der Nähe des Zeltplatzes sah ich noch eine Rote Spottdrossel (Brown Thrasher) neben Spottdrosseln und Blauhähern. Danach fuhren wir gen Miami, und trotz Reifenpanne und einem abgesagten Flug gelangten wir dann schließlich wieder nach Hause.
Neue Arten: Rote Spottdrossel (70)