Floridaurlaub vom 9. September bis zum 26. September 2001 ![]() Einleitung Unsere zweite Auslandreise sollte uns nach Florida führen. Wir hatten diese Gegend ausgesucht, weil wir die sagenhafte Welt der Everglades kennenlernen, wieder exotische Düfte aufsaugen und fremde Vogelstimmen hören wollten. Ein günstiges Flugangebot bestärkte uns schließlich in der Entscheidung, im September 2001 nach Miami zu starten. Der Beginn der Reise gestaltete sich einigermaßen turbulent, was zum einen mit einem heftigen Gewitter beim Landeanflug auf Miami und zum anderen mit unerwartet hohen Mietwagenpreisen zu tun hatte - zumindest für uns Studenten ohne regelmäßiges Einkommen. Der Preis war so hoch, trotz vorheriger Reservierung, da man von uns hohe Versicherungsgebühren verlangte, solange wir noch nicht 25 Jahre alt waren. Doch schließlich mussten wir uns mit den Gegebenheiten vor Ort abfinden und handelten wenigstens noch einen Rabatt aus. Nachdem wir schließlich einen kleinen Jeep, also ein ganz anderes Auto zu ganz anderen Preisen, als wie wir es vorher gebucht haben, erhielten, wagten wir uns auf die amerikanischen Straßen. Wir besaßen bloß eine grobe Karte und mussten uns zunächst im Gewirr von Asphaltpisten, die nur mit Himmelsrichtungen und Nummern beschrieben waren, zurechtfinden. Aber dies gelang uns erstaunlich gut, sodaß wir schnell den Weg in Richtung des Everglades Nationalparks fanden. ![]() Die Everglades Das Gebiet der Everglades beherbergt ein riesiges Feuchtgebiet im südlichen Teil Floridas. Durch den Everglades Nationalpark ist nur ein Fünftel des ursprünglichen Gebietes unter Schutz gestellt. Und auch dieses Gebiet ist gefährdet durch intensive Landwirtschaft in der Umgebung, die Unmengen von Wasser verbraucht und gleichzeitig große Mengen von Düngemitteln und anderen Chemikalien in das Gebiet einbringt.Während unserer Fahrt zum Parkeingang durchquerten wir große Gebiete, in denen das ehemalige Sumpfland in intensiv genutzte Felder, die künstlich beregnet werden, umgewandelt wurde, die jetzt im September zum großen Teil völlig frei von Vegetation waren. Ein trostloseres Bild ist kaum vorstellbar. Dazwischen fanden sich immer wieder menschliche Siedlungen, die, wie in den USA üblich, viel, viel Platz benötigen. Um so wohler fühlten wir uns, als gleich hinter dem Parktor eine ganz andere Welt auf uns wartete. Zunächst noch ganz anders, als wir es vom "Grasfluß" auf Bildern oder in Zeitschriften kannten: großflächige, lichte Kiefernbestände. Der Parkranger am Eingangstor erklärte uns, wo wir unseren Zeltplatz Long Pine Key finden würden. Wir folgten der Beschreibung und landeten auf einem Campingplatz, auf dem fast vollkommene Ruhe herrschte, die nur vom Rauschen des Windes in den Kiefernästen unterbrochen wurde. Der Platz war auf einem sogenannten Hammock angelegt, einer etwas erhöhten Fläche in einem Sumpfgebiet. Außer uns gab es dort keine anderen Menschen, es war auch keine Ferienzeit, und in den beiden Nächten, die wir dort verbrachten, konnten wir am eigenen Leib erfahren, warum sich niemand außer uns dorthin verirrt hatte. Moskitos waren die ersten Tiere, mit denen wir direkte Bekanntschaft machten. Nachdem die Sonne untergegangen war, piesackten sie uns, als wären wir das erste Futter nach jahrelangem Nahrungsmangel. Sie verfolgten uns überall hin, ins Zelt, in das Waschhäuschen und ins Auto. Den Weg vom Zelt ins Auto und umgekehrt nahmen wir in vielen floridanischen Nächten auf uns, denn da gab es noch etwas anderes außer den Mücken: Gewitter. Fast jede Nacht hat es mehrmals gewittert. Nach einigen Tagen fanden wir uns dann aber schließlich mit den Moskitos und den fast 100 juckenden Stichen, die sie uns verpaßt hatten, ab und beachteten sie nicht weiter. Die Gewitter nahmen wir nicht so gleichgültig hin, auch wenn wir zwei die damit verbundenen Gefahren unterschiedlich einschätzten - was für einige Diskussionen sorgte.
Trotz der offensichtlichen Nachteile des Zeltcampings bot sich für uns endlich die Gelegenheit, vielerorts neue Tiere und Pflanzen zu entdecken, beginnend schon mit dem Gang zu den Sanitärhäuschen: Verschiedene Arten von Baumfröschen klebten dort an den an Wänden oder hielten, unter der Klobrille hockend, nach Insekten Ausschau. Durch das Licht angezogen, fühlten sich auch größere Käfer und Falter hier wohl. Auf dem Fußboden des Waschhäuschens krabbelten Tausendfüßler, die wir leider erst entdeckten, als wir einen davon schon versehentlich zertreten hatten.
Nachdem es am Vormittag unseres ersten kompletten Tages in Florida heftig geregnet hatte, konnten wir schließlich den Anhinga-Trail besuchen. Benannt ist dieser Ort nach dem Schlangenhalsvogel (Anhinga anhinga), den man hier beobachten kann. Von einem kleinen Infopunkt führt ein Rundweg auf Brettern durch das Sumpfgebiet, wobei wir den Schlangenhalsvogel beim Fischfang beobachten konnten, gerade war er dabei, einen erbeuteten Fisch hinunterzuwürgen. Auf dem Rückweg saß er mit ausgebreiteten Flügeln zum Trocknen seines Gefieders an Land. Durch die Everglades aus Richtung Homestead kommend führt eine Straße quer hindurch zum winzigen Örtchen Flamingo, das sich am südlichen Ende der Everglades am Meer befindet. Schon die Fahrt nach Flamingo ist ein Erlebnis. Wir konnten so den Wechsel der Vegetation nachvollziehen, von kiefernbestandenen Flächen zu Sumpflandschaft mit Mangrovengebüsch und kleinen Sumpfzypressen, die trotz ihres zierlichen Wuchses schon sehr alt sind. Verschiedenste Reiherarten standen im seichten Wasser und lauerten auf Nahrung. Truthahn- und Rabengeier hielten sich bevorzugt mitten auf der Fahrbahn auf, um dort an überfahrenen Tieren zu fressen. In einer Sumpfzypresse saß eine Schneckenweihe. Am Wegesrand gibt es immer wieder Hinweisschilder auf verschiedene Aussichtspunkte, Beobachtungshütten oder auf Möglichkeiten, einen Blick auf die Wasserlöcher zu werfen, doch die meisten waren aufgrund der Jahreszeit scheinbar unbelebt, nur der Eco Pond kurz vor Flamingo ergänzte unsere Reihersichtungen noch um einen Grünreiher, auch Teichhühner trafen wir hier an.
Unser eigentlicher Grund, nach Flamingo zu kommen, war, daß von dort aus Bootsausflüge auf das Meer angeboten werden. Leider waren aufgrund der Jahreszeit nicht genügend Interessierte dafür vorhanden, sodaß wir uns für eine Bootsfahrt durch die Mangroven zu einem See inmitten der Everglades entschlossen. Bis zum Start der Tour mußten wir uns noch etwas die Zeit vertreiben und konnten Vögel am Strand beobachten. Wir sahen Braunpelikane und einen einzelnen Nashornpelikan, daneben ein Paar Weißkopfseeadler und natürlich etliche Limikolen: Schlammtreter, Steinwälzer im Prachtkleid, Wiesenstrandläufer, Drosseluferläufer und Kiebitzregenpfeifer. Florida Keys Am 12. September verließen wir die Everglades, um die Inselkette südlich der Everglades, die Floridas Keys, zu besuchen.Zu den Keys zählen mehr als 1500 Inseln und Inselchen, über die Wasseroberfläche ragende Teile eines alten Korallenriffs. Die größten Inseln sind wie auf einer Perlenkette aufgefädelt durch den "Overseas Highway" verbunden, der im berühmten Key West endet. Wir suchten uns den Campingplatz auf Long Key im Long Key State Park aus. Hier trafen wir erstmals auf einen "State Park", was aber im Prinzip mit einem Nationalpark gleichzusetzen ist, jedoch sind State Parks viel kleiner und stehen unter Verwaltung der Bundesstaaten. Auf den kleinen Inseln ist es fast nicht zu vermeiden: Unser Campingplatz lag direkt am Meer, so hatten wir das Rauschen des Meeres auf der einen, Motorengeräusche von der Straße jedoch auf der anderen Seite. Zum Vögelbeobachten hätte dieser Ort besser nicht sein können, wir hatten direkte Sicht auf Limikolen, meist Schlammtreter, aber auch Steinwälzer. Außerdem zeigten sich Aztekenmöwen und Königsseeschwalben. In den Bäumen auf dem Zeltplatz hielten sich Karolinatauben auf, und wir konnten auch Schneesichler beobachten. Am Spülsaum des Meeres fanden wir neben allerhand Algen auch die verblichenen Hüllen von Pfeilschwanzkrebsen. An einem Abend entdeckten wir an den Müllcontainern des Zeltplatzes Waschbären. Sie waren nach Kaninchen in den Everglades die zweite Säugetierart, die wir bis dahin zu Gesicht bekamen.
Das Wetter war nach wie vor sehr ungnädig mit uns, sodaß wir neben schönen Sonnenuntergängen auch viele Gewitterwolken beobachten konnten, die jede Nacht zur Tortur werden ließen. Das schlechte Wetter in den Tagen zu vor verursachten Ausläufer eines tropischen Sturms, der in Long Key während einer furchtbaren Nacht über uns hinwegfegte. Unser Zelt, das wir längst verlassen hatten, hielt dem Sturm kaum mehr stand, und eine Zeltstange brach. Mit ein wenig Improvisation haben wir diese Stange danach geschient und weiterverwendet. Ein weiterer Ausflug führte uns zur Insel Marathon, dort wollten wir das Museum of Natural History besuchen, allerdings fanden wir es geschlossen vor. Wegen des schlechten Wetters. Das kam uns reichlich seltsam vor, denn gerade deshalb wollten wir ja ins Museum. Mithilfe des "Birder's Guide To Florida" fanden wir noch einige potentiell ornithologisch interessante Gebiete auf den Inseln, oftmals inmitten urbaner Bebauung, wo wir z.B. Kanincheneulen sehen wollten, was uns leider nicht gelang. Da das Wetter sich allmählich besserte, verbrachten wir einen Nachmittag im Bahia Honda State Recreation Area. Hier gab es einen haisicheren türkisblauen Meeresabschnitt mit traumhaft weißem Strand. Wir konnten zum ersten Mal im Urlaub ins Wasser gehen und das Wetter ein wenig genießen. Hier fanden wir ein paar Muscheln und auch Einsiedlerkrebse in winzigen Schneckenhäuschen. Am Strand standen Kokospalmen, unter denen man jedoch lieber nicht herumlief, der Wind blies noch heftig, und etliche der Kokosnüsse waren schon in den Sand gestürzt. Im Bahia Honda Park kann man einen Ausflug zu einem Teil der ehemaligen Eisenbahnbrücke der Florida East Coast Rail unternehmen, die vor dem Bau des Overseas Highways die Inseln miteinander verband. Die Eisenbahnverbindung wurde 1935 eingestellt, da der Wartungsaufwand aufgrund der ständigen Zerstörungen durch Stürme wohl zu hoch war. Man hat jedoch die Möglichkeit, auf einem Teilstück der Brücke spazieren zu gehen. Dort genossen wir die schöne Aussicht und hatten außerdem noch das Vergnügen, einem Fischadler beim Fressen zuzusehen. Prachtfregattvögel, die wohl der Sturm hierhin geweht hatte, segelten im starken Wind.
Am 15. September verließen wir den schönen Campingplatz am Meer und fuhren wieder Richtung Festland, jedoch nicht ohne uns vorher noch im John Pennecamp Coral Reef State Park auf Key Largo niederzulassen.
Am nächsten Morgen wollten wir nun eine Fahrt mit dem Glasbodenboot unternehmen, doch wie so oft während dieser touristenarmen Zeit schienen sich nicht genügend Passagiere einzufinden, um die Fahrt für den Kapitän lohnenswert zu machen. So mußten wir unsere Wartezeit bis zum eventuellen Ablegen des Schiffes anderweitig verbringen. Wir besuchten derweil das wirklich eindrucksvolle Aquarium, welches die Vielfalt der kleineren Meerestieres vor Floridas Küste zeigte.
Glücklicherweise legte unser Boot trotz der wenigen Passagiere doch noch ab. Es war die letzte Fahrt vor der jährlichen Generalüberholung. Wir fuhren zunächst durch Mangrovenwald, in dem Kanadareiher, Fischadler und Ohrenscharben auf Fischjagd gingen, ein ganzes Stück hinaus aufs Meer bis zum Korallenriff. Wegen der wenigen Fahrgäste hatten wir genug Platz und tolle Sicht durch den Glasboden auf die bunten Fische. Die meisten davon kannten wir jedoch nicht und hätten uns die Namen auch nicht merken können.
Golf von Mexiko Wir packten wieder einmal unsere Sachen zusammen. Unser nächstes Etappenziel sollte das Big Cypress Swamp Sanctuary sein. Dieses Gebiet liegt nördlich des Everglades National Parks, ist jedoch ökologisch ein Teil der Everglades. Wir fuhren dazu den Tamiami Trail, der Florida von West nach Ost durchschneidet, entlang. Diese fast kerzengerade Straße wird größtenteils von Kanälen begleitet, in denen sowohl Fische als auch Alligatoren leben. Einige Angler standen an den Kanälen, und hin und wieder konnten wir auch den dunklen Rücken eines Alligators erkennen.Unser Weg führte uns in das Gebiet der Miccosukee-Indianer. Wir besuchten einen ihrer Souvenirläden, in dem sie auch getrocknete Alligatorfüße verkauften, aber das war nichts für uns. Stattdessen wollten wir am Mountain Lake unser Zelt aufstellen und von dort aus noch einmal in die Everglades hineinfahren. Der Zeltplatz war diesmal kostenlos. Er erstreckte sich um den Mountain Lake, der tagsüber, wie schon die Kanäle Anziehungspunkt für Angler und ihre Familien war, die bis zum Abend blieben. Leider fanden wir nur äußerst holprige Pisten mit riesigen wassergefüllten Löchern vor, sodaß wir von einer verzweifelten Suche, nach einem Zugang zu den Everglades bald Abstand nahmen und den Abend auf dem sich leerenden Zeltplatz ausklingen ließen. Allem Anschein nach sollte es die erste Nacht werden, die nicht von Gewittern unterbrochen würde. Jedoch war der Platz ein wenig unheimlich, nur drei Autos blieben auf dem Platz, eines davon gehörte zu einem seltsamen Dänen mit seinem Hund. Im See schwammen Alligatoren und Schildkröten, und Ringo ließ es sich nicht nehmen, die Träume von einer möglichen ersten Nacht ungestörten Schlafens mit Horrorszenarien über aus dem See zu den Zelten kriechenden Alligatoren auszumalen. Außerdem war der Platz nicht bewacht, das Tor offen. Dennoch sind wir am nächsten Morgen aufgewacht, ohne daß wir zwischenzeitlich ausgeraubt, gefressen oder erschossen worden waren. Wir entschlossen uns zur Weiterfahrt nach Westen und steuerten den Ort Estero nicht weit von der Küste zum Golf von Mexiko an. Dort fanden wir die Koreshan State Historical Site mit dazugehörigem Zeltplatz. In diesem State Park lebt eine große Zahl von Widtieren, darunter Grauhörnchen, Waschbären, Alligatoren, aber auch Otter und größere Landschildkröten. Neben diesen Sehenswürdigkeiten aus der Natur bietet der Ort aber auch Einblicke in das Leben und Wirken der Koreshan-Religionsgemeinde, die vor etwas mehr als 100 Jahren von einem gewissen Cyrus Reed Teed gegründet wurde und deren Häuser noch heute dort erhalten sind. Teed war Physiker und beschäftigte sich hauptsächlich mit Elektrizität, jedoch war er auch Anhänger der Idee von Unsterblichkeit, Wiedergeburt und auch des Kommunismus. Nach Teeds Tod Anfang des 20. Jahrhunderts zerfiel die Gemeinschaft, die ein autarkes Leben führen konnte, und dieser besondere Ort drohte zu verfallen. Uns hatte diese Art "Heimatmuseum" sehr gefallen, da diese Häuser einen erholsamen Kontrast zu den "Wucherungen" der Orte entlang des Tamiami Trails darstellten. Man hat viele Möglichkeiten, im Park spazierenzugehen, sich an ein rauschendes Flüßchen zu setzen und dem dahineilenden Wasser zuzusehen und dabei Vögel zu beobachten. Durch die hohen Bäume fühlten sich Haar- und Dunenspecht angezogen, sodaß wir diese beiden Arten eine ganze Weile betrachten konnten. Und in der dichten Bodenvegetation aus Palmettos fühlten sich Carolinazaunkönig und Zwergdrossel wohl. Während einer dringend notwendigen Fahrt zu einem Supermarkt konnten wir auf einem See Floridaenten beobachten. Wir wollten an diesem Tag noch das Ding Darling National Wildlife Refuge auf Sanibel Island besuchen. ![]()
Nach einer erholsamen Nacht ohne Gewitter oder Schauergeschichten starteten wir am nächsten Morgen sehr ausgeruht zum Corkscrew Swamp Sanctuary. Dieses wieder etwas mehr im Landesinneren gelegene Schutzgebiet wird von der Audubon Society betreut, der nach dem Ornithologen und Vogelmaler John James Audubon benannten Naturschutzorganisation. Einen Nachmittag verbrachten wir noch am Strand des Lover Keys State Parks. Wir wollten einmal im Golf von Mexiko baden. Am schönen Strand aus reinem Muschelkalk trafen wir wieder auf Aztekenmöwen, Kiebitzregenpfeifer, Schlammtreter, Steinwälzer und Schmuckreiher. Hier konnten wir erahnen, mit welcher Macht der Sturm gewütet hatte, denn die schwere See hatte Unmengen von großen und kleinen Muscheln an Land geworfen. In der Strandvegetation hatten sich viele, viele große Steckmuscheln verfangen. Es roch stark nach Verwesung, denn sie alle waren einen langsamen Tod in der sengenden Sonne gestorben. Für Muschelsucher war dies jedoch ein wahres Paradies.
Nach zwei Übernachtungen in Estero fuhren wir weiter zum Oscar Scherer Park. Dieser weiter nördlich gelegene State Park nahe des Ortes Osprey ist bekannt für seine große Population von Florida-Buschhähern (Florida Scrub Jays), die es, wie der Name vermuten läßt, nur in Florida gibt. Sie sind sehr neugierig und daher auch nicht scheu. Am Abend liefen wir auf einem der wenigen nicht gesperrten Wege durch Oskar Scherer auf der Suche nach den Buschhähern. Doch wir fanden sie nicht, dafür aber einen See, der zum Baden geeignet sein sollte. Ein Netz, quer durch den See gespannt, sollte Alligatoren fernhalten, was ziemlich sinnlos erschien, sodaß wir auf unser Badevergnügen lieber verzichteten. Ringo wollte am nächsten Morgen bei Sonnenaufgang nochmals auf die Suche nach den Buschhähern gehen. In der Dämmerung machte er sich auf den Weg. Zunächst begegneten ihm winzige Sperlingstauben und ein Goldspecht, doch dann endlich einer der Buschhäher- er flog direkt auf ihn zu und landete knapp neben ihm. Nein, diese Vögel sind wirklich nicht scheu. Im Landesinneren Den Golf von Mexiko mußten wir nun langsam verlassen, wir hatten noch knapp eine Woche Zeit, um nach Osten über Orlando nach Miami zurückzukehren.Wir liefen ein letztes Mal am Strand entlang und sahen einen Fischschwarm gar nicht weit vom Ufer vorbeiziehen, sodaß das Meer zu brodeln schien. Forsterseeschwalben und Aztekenmöwen fühlten sich davon angezogen. Ein großer Kanadareiher trocknete sein Gefieder in der Morgensonne. Dann starteten wir nach Little Manatee River. Auch dieser Platz war geschlossen, so fuhren wir weiter nach Lake Kissimmee. Zunächst waren wir fast wieder die einzigen, die an diesem Ort ihr Zelt aufgeschlagen hatten. Der Platz lag schattig unter Kiefern und Eichen und dicht mit kleinen Palmen bewachsen unweit eines größeren Sees. ![]() Die sehr alten und knorrigen Eichen auf dem Zeltplatz waren dicht behangen mit Moosen (Spanish Moss), Flechten und Bromelien. Zwischen den Bäumen hatten Spinnen, darunter auch fette Kreuzspinnen, ihre Netze gespannt. Lohnenswert war dies für die Spinnen hier allemal, denn in den Bäumen saßen große Zikaden, die sich dann und wann in die Fallen der Spinnen verirrten, dort ausgesaugt wurden und danach einfach zu Boden fielen. Wir haben etliche dieser toten Zikaden gefunden und auch die leeren Larvenhüllen der großen Zikaden. Auf der Suche nach einem Telefon, um uns endlich einmal zu Hause zu melden, kamen wir an ein Holzhäuschen, unter dessen vorstehendes Dach Wespen aus Schlamm und Erde ihre Nester gehängt hatten. Auch rote Käfer mit schwarzen Streifen und eine grünmetallisch glänzende Biene haben wir hier gesehen. Von Zeit zu Zeit fiel es den Zikaden ein, lautstarke Konzerte zu geben. Der laute Ton verläuft dann wellenförmig durch den Wald, sodaß man ihn auf sich zurasen hört. Nach einer Weile ohrenbetäubenden Lärms, in dem jedes gesagte Wort ungehört bleibt, ebbt das Konzert dann plötzlich ab, um nach einiger Zeit wieder neu zu beginnen. Während wir am Tisch unserer Campingstelle saßen und Aufzeichnungen machten, tauchte ein Gürteltier aus der dichten Bodenvegetation auf und durchsuchte den Boden nach Insekten. Von uns ließ sich dieses Tier, das eigentlich in westlicheren Regionen der USA heimisch war und in Florida vom Menschen eingeführt wurde, absolut nicht stören. In der Dämmerung trompeteten noch irgendwo in der Nähe Kanadakraniche. Ringo ging den Geräuschen nach und fand bald zwei dieser Tiere, die sich keinesfalls als scheu erwiesen, als er sich ihnen näherte. Die erste Nacht in diesem schönen Park verlief trotz Gewitterlosigkeit eher unruhig. Zunächst riefen ganz in der Nähe verschiedene Eulen. Später dann rächte sich unser Fehler, Fleisch auf dem Grill zu vergessen. Ein Tier näherte sich, begleitet von lautem Knacken und Rascheln, durch das Gestrüpp unserer Campingstelle und verspeiste das Grillgut. Wir wußten, daß es im Park Schwarzbären geben sollte und entsprechend verängstigt ob der lauten Geräusche hockten wir in unserem kleinen Zelt. Wahrscheinlich war es jedoch nur ein Waschbär, der ums Zelt schlich und sich über das zurückgelassene Essen hermachte. Nachts erscheinen Geräusche lauter als bei Tag, sagten wir uns, und sahen davon ab, uns mit eigenen Augen von der geringen Größe des Räubers zu überzeugen.
Und wieder hieß es, das Zelt zu verpacken, und wir verließen Lake Kissimmee. Unser nächstes Ziel war Wekiwa Springs am nördlichen Rand von Orlando. Am Morgen unserer Abreise aus Wekiwa Springs waren wir noch einmal im Park unterwegs. Beim Wandern sahen wir Indianermeisen, Dunen- und Bahamaspechte sowie Karolinameisen. Im Wald um Wekiwa Springs wuchsen Hickorybäume. Atlantikküste Schließlich fuhren wir weiter nach Osten zur Atlantikküste zurück. Von dort aus wollten wir uns langsam wieder in Richtung Miami begeben. Zunächst jedoch campierten wir noch in Sebastian Inlet. Der Park ist in einer Art Lagune gelegen, in der es verboten ist, schnell mit Motorbooten herumzufahren, denn hier sollte es Manatees geben. Jedes Jahr kommen viele dieser faszinierenden Tiere ums Leben, weil sie durch Schiffsschrauben schwer verletzt werden. Doch viele Bootsfahrer hat das einfach nicht interessiert.![]() Leider konnten wir uns dennoch nicht wirklich mit diesem Ort anfreunden, denn Heerscharen von Anglern hatten sich ebenfalls diesen Ort zum Zeitvertreib ausgesucht. Köderfische lagen verwesend und stinkend auf den Stegen, und die Angler schlachteten und filetierten ihren Fang gleich vor Ort im großen Stil. Am Abend braute sich wieder ein, nein, es brauten sich gleich mehrere Gewitter zusammen. Nach all der Zeit, die wir nicht im Auto schlafen mußten, was uns hatte verwöhnt werden lassen, verließen wir wieder das Zelt. Bei seinem Morgenspaziergang konnte Ringo nach überstandener Nacht einen Merlin sehen, der sich mit den anwesenden Fischkrähen jagte. Es gab wieder sehr viele Waldstörche, und am Ufer hielten sich zwei Amerikanische Sandregenpfeifer auf. Leider schienen unsere angelnden Zeltplatzgenossen nie zu schlafen, sondern sie, die mit ihrem riesigen Pickup die paar Meter vom Zeltplatz bis zum Ufer fahren, angeln wohl die komplette Dauer ihres Urlaubes hindurch.
Später dann machten wir uns auf dem Weg zu unserem letzten Etappenort, den Jonathan Dickinson State Park, der ein wunderschönes Fleckchen Erde ist, einer der schönsten Parks, die wir besucht haben, mit einem ebenfalls sehr idyllischen - und vor allem nicht überbelegten - Zeltplatz. Es war nur schade, daß es auch unsere letzte Nacht in Florida war, die wir hier verbrachten. Miami und Rückreise Von Miami selbst haben wir nicht viel gesehen. Das lag zum einen daran, daß uns die Stadt im Vergleich zur Natur draußen weniger interessant erschien, und zum anderen daran, daß wir bis zum Abflug noch außerhalb der Stadt unterwegs waren.In Boca Raton besuchten wir den Gumbo Limbo Environmental Complex, ein Umweltinfozentrum, in dem es in großen Becken jede Menge Wasserschildkröten, Haie und anderes Meeresgetier zu sehen gibt. Ein Ammenhai hatte gerade einen Hummer verschluckt, der sich, frisch gehäutet, nicht wehren konnte. Dem Hai ragten die Hummerfühler aus den Kiemen. Am Himmel braute sich schon wieder ein Unwetter zusammen. Aber wir mußten weiterfahren. Irgendwann vor Miami begann das Auto seltsam zu schaukeln. Na klar, das Auto hatte einen Platten. Zum Glück waren wir genau an einer Ausfahrt des Highways. Und so versuchten wir in einer Haltebucht an der Abfahrt mittels eines seltsam konstruierten Wagenhebers, der unter die Achse gestellt werden mußte, den Reifen zu wechseln. Wir schafften das schließlich, und so zogen wir es nun vor, direkt zum Flughafen zu fahren und nicht noch irgendwo mit dem Ersatzreifen unnötige Wege zu fahren. Es war zwar noch viel Zeit bis zu unserem Abflug, aber wir hatten keine Wahl. Wir gaben das Auto zurück, wurden zum Flughafen gebracht, und dort stellten wir fest, daß unser Flug gestrichen war, obwohl Ringo tausendmal angerufen hat, ob der Rückflug auch wirklich wie geplant stattfindet. Aber wir waren noch nicht verloren, die Schalterangestellten sagten, daß sofort eine Maschine ginge, die kurz vor dem Boarding stand, und wir mitfliegen könnten. Das taten wir auch. Nach einer, den Umständen überhaupt nicht entsprechenden, völlig nachlässigen Personen- und Gepäckkontrolle flitzen wir direkt zum Flugzeug. Diana war sehr mulmig zumute beim Start, weil man immer daran denken mußte, was erst ein paar Tage vorher in New York und Washington passiert war. Schließlich landeten wir am frühen Morgen in Paris. |