Floridaurlaub vom 9. September bis zum 26. September 2001
Karte

Einleitung

Unsere zweite Auslandreise sollte uns nach Florida führen. Wir hatten diese Gegend ausgesucht, weil wir die sagenhafte Welt der Everglades kennenlernen, wieder exotische Düfte aufsaugen und fremde Vogelstimmen hören wollten. Ein günstiges Flugangebot bestärkte uns schließlich in der Entscheidung, im September 2001 nach Miami zu starten.

Der Beginn der Reise gestaltete sich einigermaßen turbulent, was zum einen mit einem heftigen Gewitter beim Landeanflug auf Miami und zum anderen mit unerwartet hohen Mietwagenpreisen zu tun hatte - zumindest für uns Studenten ohne regelmäßiges Einkommen. Der Preis war so hoch, trotz vorheriger Reservierung, da man von uns hohe Versicherungsgebühren verlangte, solange wir noch nicht 25 Jahre alt waren. Doch schließlich mussten wir uns mit den Gegebenheiten vor Ort abfinden und handelten wenigstens noch einen Rabatt aus.

Nachdem wir schließlich einen kleinen Jeep, also ein ganz anderes Auto zu ganz anderen Preisen, als wie wir es vorher gebucht haben, erhielten, wagten wir uns auf die amerikanischen Straßen. Wir besaßen bloß eine grobe Karte und mussten uns zunächst im Gewirr von Asphaltpisten, die nur mit Himmelsrichtungen und Nummern beschrieben waren, zurechtfinden. Aber dies gelang uns erstaunlich gut, sodaß wir schnell den Weg in Richtung des Everglades Nationalparks fanden.

Ringo auf dem Anhinga-Trail

Die Everglades

Das Gebiet der Everglades beherbergt ein riesiges Feuchtgebiet im südlichen Teil Floridas. Durch den Everglades Nationalpark ist nur ein Fünftel des ursprünglichen Gebietes unter Schutz gestellt. Und auch dieses Gebiet ist gefährdet durch intensive Landwirtschaft in der Umgebung, die Unmengen von Wasser verbraucht und gleichzeitig große Mengen von Düngemitteln und anderen Chemikalien in das Gebiet einbringt.
Während unserer Fahrt zum Parkeingang durchquerten wir große Gebiete, in denen das ehemalige Sumpfland in intensiv genutzte Felder, die künstlich beregnet werden, umgewandelt wurde, die jetzt im September zum großen Teil völlig frei von Vegetation waren. Ein trostloseres Bild ist kaum vorstellbar. Dazwischen fanden sich immer wieder menschliche Siedlungen, die, wie in den USA üblich, viel, viel Platz benötigen.
Um so wohler fühlten wir uns, als gleich hinter dem Parktor eine ganz andere Welt auf uns wartete. Zunächst noch ganz anders, als wir es vom "Grasfluß" auf Bildern oder in Zeitschriften kannten: großflächige, lichte Kiefernbestände. Der Parkranger am Eingangstor erklärte uns, wo wir unseren Zeltplatz Long Pine Key finden würden. Wir folgten der Beschreibung und landeten auf einem Campingplatz, auf dem fast vollkommene Ruhe herrschte, die nur vom Rauschen des Windes in den Kiefernästen unterbrochen wurde. Der Platz war auf einem sogenannten Hammock angelegt, einer etwas erhöhten Fläche in einem Sumpfgebiet.
Außer uns gab es dort keine anderen Menschen, es war auch keine Ferienzeit, und in den beiden Nächten, die wir dort verbrachten, konnten wir am eigenen Leib erfahren, warum sich niemand außer uns dorthin verirrt hatte.
Moskitos waren die ersten Tiere, mit denen wir direkte Bekanntschaft machten. Nachdem die Sonne untergegangen war, piesackten sie uns, als wären wir das erste Futter nach jahrelangem Nahrungsmangel. Sie verfolgten uns überall hin, ins Zelt, in das Waschhäuschen und ins Auto.
Den Weg vom Zelt ins Auto und umgekehrt nahmen wir in vielen floridanischen Nächten auf uns, denn da gab es noch etwas anderes außer den Mücken: Gewitter. Fast jede Nacht hat es mehrmals gewittert.
Nach einigen Tagen fanden wir uns dann aber schließlich mit den Moskitos und den fast 100 juckenden Stichen, die sie uns verpaßt hatten, ab und beachteten sie nicht weiter. Die Gewitter nahmen wir nicht so gleichgültig hin, auch wenn wir zwei die damit verbundenen Gefahren unterschiedlich einschätzten - was für einige Diskussionen sorgte.

Trotz der offensichtlichen Nachteile des Zeltcampings bot sich für uns endlich die Gelegenheit, vielerorts neue Tiere und Pflanzen zu entdecken, beginnend schon mit dem Gang zu den Sanitärhäuschen: Verschiedene Arten von Baumfröschen klebten dort an den an Wänden oder hielten, unter der Klobrille hockend, nach Insekten Ausschau. Durch das Licht angezogen, fühlten sich auch größere Käfer und Falter hier wohl. Auf dem Fußboden des Waschhäuschens krabbelten Tausendfüßler, die wir leider erst entdeckten, als wir einen davon schon versehentlich zertreten hatten.
Tagsüber bot Long Pine Key die Möglichkeit Amerikanerkrähen, Spottdrosseln, Bahamaspechte und Kardinäle zu sehen. Auch zwei Rotkehl-Hüttensänger konnten wir dort beobachten. Diese eigentlich häufigen Vögel, in den Everglades jedoch bereits ausgestorben, wurden hier wieder ausgewildert.
Zeltplatz Long Pine KeyUm uns bei Vogel- und Tierbeobachtungen nicht nur auf Vermutungen stützen zu müssen, besorgten wir uns im Informationszentrum am Parkeingang hilfreiche Bücher. Es gab dort Unmengen von interessanter Literatur zu allen Lebewesen der Everglades, und hier konnten wir uns auch einen Überblick über die lohnenswerten Orte in den Everglades verschaffen.

Nachdem es am Vormittag unseres ersten kompletten Tages in Florida heftig geregnet hatte, konnten wir schließlich den Anhinga-Trail besuchen. Benannt ist dieser Ort nach dem Schlangenhalsvogel (Anhinga anhinga), den man hier beobachten kann. Von einem kleinen Infopunkt führt ein Rundweg auf Brettern durch das Sumpfgebiet, wobei wir den Schlangenhalsvogel beim Fischfang beobachten konnten, gerade war er dabei, einen erbeuteten Fisch hinunterzuwürgen. Auf dem Rückweg saß er mit ausgebreiteten Flügeln zum Trocknen seines Gefieders an Land.
Der Bretterpfad war Sitzplatz für Heuschrecken und Jagdgebiet von Anolis. Anolis sind kleine Echsen, die eine leuchtend gefärbte Kehlfahne aufstellen können. Und schließlich entdeckten wir hier auch die Tiere, die man auf jeden Fall in den Everglades sehen möchte: Alligatoren. Einer schwamm und ein anderer lag in Gesellschaft einer Schildkröte in der Sonne. Neben dem Bretterpfad gab es am Anhinga-Trail auch einen Rundweg durch einen baumbestandenen Hammock mit vorwiegend karibischer Vegetation: den Gumbo-Limbo-Trail. Wir machten nur einen kleinen Abstecher in diese schattige Welt, denn dort hielten sich die Moskitos tagsüber auf und wir flüchteten schnell, immerhin konnten wir dort noch Eidechsen und verschiedene Pilze sehen.
Auf dem Parkplatz des Anhinga-Trails erlebten wir Amerikanerkrähen, wie sie frohgemut auf den Autos herumturnten und mit ihren Schnäbeln neugierig Scheibenwischer und Antennen begutachteten.

Durch die Everglades aus Richtung Homestead kommend führt eine Straße quer hindurch zum winzigen Örtchen Flamingo, das sich am südlichen Ende der Everglades am Meer befindet. Schon die Fahrt nach Flamingo ist ein Erlebnis. Wir konnten so den Wechsel der Vegetation nachvollziehen, von kiefernbestandenen Flächen zu Sumpflandschaft mit Mangrovengebüsch und kleinen Sumpfzypressen, die trotz ihres zierlichen Wuchses schon sehr alt sind. Verschiedenste Reiherarten standen im seichten Wasser und lauerten auf Nahrung. Truthahn- und Rabengeier hielten sich bevorzugt mitten auf der Fahrbahn auf, um dort an überfahrenen Tieren zu fressen. In einer Sumpfzypresse saß eine Schneckenweihe.

Am Wegesrand gibt es immer wieder Hinweisschilder auf verschiedene Aussichtspunkte, Beobachtungshütten oder auf Möglichkeiten, einen Blick auf die Wasserlöcher zu werfen, doch die meisten waren aufgrund der Jahreszeit scheinbar unbelebt, nur der Eco Pond kurz vor Flamingo ergänzte unsere Reihersichtungen noch um einen Grünreiher, auch Teichhühner trafen wir hier an.

Unser eigentlicher Grund, nach Flamingo zu kommen, war, daß von dort aus Bootsausflüge auf das Meer angeboten werden. Leider waren aufgrund der Jahreszeit nicht genügend Interessierte dafür vorhanden, sodaß wir uns für eine Bootsfahrt durch die Mangroven zu einem See inmitten der Everglades entschlossen. Bis zum Start der Tour mußten wir uns noch etwas die Zeit vertreiben und konnten Vögel am Strand beobachten. Wir sahen Braunpelikane und einen einzelnen Nashornpelikan, daneben ein Paar Weißkopfseeadler und natürlich etliche Limikolen: Schlammtreter, Steinwälzer im Prachtkleid, Wiesenstrandläufer, Drosseluferläufer und Kiebitzregenpfeifer.
Für kurze Zeit mußten wir der Mittagshitze entfliehen und kühlten uns im Auto etwas ab, dabei erfuhren wir aus dem Radio auch von den Anschlägen auf das World Trade Center in New York, doch das erschien uns an diesem entlegenen Ort so seltsam unwirklich und vermochte kaum, in unsere Urlaubsstimmung einzudringen.
Schließlich startete die Tour, doch viele Tiere bekamen wir nicht zu Gesicht, was sicher auch an der Lautstärke des Ausflugsbootes lag. Lediglich große bunte Orb-Weaver-Spinnen sahen wir in ihren eindrucksvollen Netzen hängen. Nach unserer Rückkehr hatte sich das Meer aufgrund der Ebbe etwas zurückgezogen. Auf den nun freigelegten Sandbänken hatten sich viele Vögel zum Fressen eingefunden, jedoch konnten wir im Fernglas nur Fischadler und Rosalöffler erkennen.

Florida Keys

Am 12. September verließen wir die Everglades, um die Inselkette südlich der Everglades, die Floridas Keys, zu besuchen.
Zu den Keys zählen mehr als 1500 Inseln und Inselchen, über die Wasseroberfläche ragende Teile eines alten Korallenriffs. Die größten Inseln sind wie auf einer Perlenkette aufgefädelt durch den "Overseas Highway" verbunden, der im berühmten Key West endet.
Wir suchten uns den Campingplatz auf Long Key im Long Key State Park aus. Hier trafen wir erstmals auf einen "State Park", was aber im Prinzip mit einem Nationalpark gleichzusetzen ist, jedoch sind State Parks viel kleiner und stehen unter Verwaltung der Bundesstaaten.
Auf den kleinen Inseln ist es fast nicht zu vermeiden: Unser Campingplatz lag direkt am Meer, so hatten wir das Rauschen des Meeres auf der einen, Motorengeräusche von der Straße jedoch auf der anderen Seite. Zum Vögelbeobachten hätte dieser Ort besser nicht sein können, wir hatten direkte Sicht auf Limikolen, meist Schlammtreter, aber auch Steinwälzer. Außerdem zeigten sich Aztekenmöwen und Königsseeschwalben. In den Bäumen auf dem Zeltplatz hielten sich Karolinatauben auf, und wir konnten auch Schneesichler beobachten. Am Spülsaum des Meeres fanden wir neben allerhand Algen auch die verblichenen Hüllen von Pfeilschwanzkrebsen.
An einem Abend entdeckten wir an den Müllcontainern des Zeltplatzes Waschbären. Sie waren nach Kaninchen in den Everglades die zweite Säugetierart, die wir bis dahin zu Gesicht bekamen.

Das Wetter war nach wie vor sehr ungnädig mit uns, sodaß wir neben schönen Sonnenuntergängen auch viele Gewitterwolken beobachten konnten, die jede Nacht zur Tortur werden ließen. Das schlechte Wetter in den Tagen zu vor verursachten Ausläufer eines tropischen Sturms, der in Long Key während einer furchtbaren Nacht über uns hinwegfegte. Unser Zelt, das wir längst verlassen hatten, hielt dem Sturm kaum mehr stand, und eine Zeltstange brach. Mit ein wenig Improvisation haben wir diese Stange danach geschient und weiterverwendet.
Blaureiher Wir waren zu diesem Zeitpunkt ziemlich verzweifelt und waren endgültig davon überzeugt, das falsche Urlaubsziel gewählt zu haben. Immerhin warnten die Parkranger die Camper vor dem schlimmen Tropensturm "Gabriel", teilten jedoch auch mit, daß die nördlicheren Gebiete Floridas noch schlimmer betroffen seien. Es gab also zum einen keine Aussicht auf Besserung und zum anderen auch kein erreichbares Ziel für uns, wo uns nicht Gewitter, Regen und Mücken gleichzeitig die Stimmung verdarben. Weil deshalb an gemütliche Strandaufenthalte wegen des Windes, der immer wiederkehrenden Regenfälle und Gewitter kaum zu denken war, entschlossen wir uns schließlich, die kommenden Tage mit Ausflügen zu einigen der Inseln zu verbringen. Key West sollte unser erstes Ziel sein. Wir verbanden diesen Ort mit Hemingway, reichen Leuten, Hippies, Surfern und Harleys. Und so wurden wir auf unserem Weg dorthin auch von mehreren Hundert Harleys begleitet, die anscheinend zu einem Treffen nach Key West fuhren.
Key West hat für Naturliebhaber nicht viel zu bieten, es ist eher ein Ort zum Abhängen, wenn man das nötige Kleingeld dafür hat. Dieses kann man in unvorstellbaren Kitsch, wie pink bemalte und mit Glitter überzogene Muscheln und anderen Krimskrams, investieren. Immerhin hat die Stadt, die die westlichste Insel der Florida Keys komplett eingenommen hat, zahlreiche eindrucksvolle Bäume zu bieten, und daneben sind auch die Häuser sehenswert.
Wir entschlossen uns, das Aquarium zu besuchen. Haie, Rochen, Schildkröten und große Pfeilschwanzkrebse werden hier vorgestellt. In flachen Becken, in denen es ausdrücklich erlaubt war, konnten wir Einsiedlerkrebse, Seegurken und andere Tiere befühlen.
Im Außenbereich des Aquariums gab es kleinere direkt vom Meer abgetrennte Becken, in denen Sägefische gehalten wurden, die man aber nur mit viel Glück sehen kann.
Schließlich besuchten wir noch den südlichsten Punkt der USA, allerdings wurde um diesen schon tausendfach auf Fotos gebannten Punkt gerade gebaut, sodaß unser Foto nicht nur einen grauen Regenhimmel, sondern auch einen Bauzaun zeigt.

Ein weiterer Ausflug führte uns zur Insel Marathon, dort wollten wir das Museum of Natural History besuchen, allerdings fanden wir es geschlossen vor. Wegen des schlechten Wetters. Das kam uns reichlich seltsam vor, denn gerade deshalb wollten wir ja ins Museum.

Mithilfe des "Birder's Guide To Florida" fanden wir noch einige potentiell ornithologisch interessante Gebiete auf den Inseln, oftmals inmitten urbaner Bebauung, wo wir z.B. Kanincheneulen sehen wollten, was uns leider nicht gelang.

Da das Wetter sich allmählich besserte, verbrachten wir einen Nachmittag im Bahia Honda State Recreation Area. Hier gab es einen haisicheren türkisblauen Meeresabschnitt mit traumhaft weißem Strand. Wir konnten zum ersten Mal im Urlaub ins Wasser gehen und das Wetter ein wenig genießen. Hier fanden wir ein paar Muscheln und auch Einsiedlerkrebse in winzigen Schneckenhäuschen. Am Strand standen Kokospalmen, unter denen man jedoch lieber nicht herumlief, der Wind blies noch heftig, und etliche der Kokosnüsse waren schon in den Sand gestürzt. Im Bahia Honda Park kann man einen Ausflug zu einem Teil der ehemaligen Eisenbahnbrücke der Florida East Coast Rail unternehmen, die vor dem Bau des Overseas Highways die Inseln miteinander verband. Die Eisenbahnverbindung wurde 1935 eingestellt, da der Wartungsaufwand aufgrund der ständigen Zerstörungen durch Stürme wohl zu hoch war. Man hat jedoch die Möglichkeit, auf einem Teilstück der Brücke spazieren zu gehen. Dort genossen wir die schöne Aussicht und hatten außerdem noch das Vergnügen, einem Fischadler beim Fressen zuzusehen. Prachtfregattvögel, die wohl der Sturm hierhin geweht hatte, segelten im starken Wind.

Am 15. September verließen wir den schönen Campingplatz am Meer und fuhren wieder Richtung Festland, jedoch nicht ohne uns vorher noch im John Pennecamp Coral Reef State Park auf Key Largo niederzulassen.
Der Coral Reef Park war für uns ein Grund, um noch eine Nacht zu bleiben, denn hier gab es ein Aquarium, und man konnte mit einem Glasbodenboot hinaus aufs Meer fahren. Doch für den Tag unserer Ankunft hatten wir uns noch etwas anderes ausgesucht. Wir besuchten das Florida Keys Wild Bird Center.Florika Keys Wild Bird Center Es sah ein bißchen aus wie im Zoo, nur daß hier verletzte Wildtiere gehalten, wieder aufgepäppelt und nach Möglichkeit wieder in die Freiheit entlassen werden. Die Gehege befanden sich inmitten des Mangrovensumpfes, und wir konnten sie über einen Bretterpfad erreichen. So gab es Eulen, Greifvögel, aber vor allem Seevögel. Eines der größten Gehege teilten sich unzählige Braunpelikane, die meisten davon hatten zerrissene Kehlsäcke oder gebrochene Flügel. Auf den Volieren hockten verschiedenste Reiher und auch Ohrenscharben. Sie wie auch viele Ibisse, die sich auf einer Feifläche im Sumpf versammelt hatten, fühlten sich von den verletzten Artgenossen, sicher aber auch vom Futter angezogen.
Zurück vom Wild Bird Center entdeckten wir, daß wohl ein Waschbär die rote Banane, die wir in einem der Supermärkte gekauft hatten, angefressen hatte. Das war nicht so schlimm, denn geschmeckt hatte sie uns sowieso nicht, wahrscheinlich war es eine Art Kochbanane. Neben dem Waschbär gab es aber noch andere Tiere auf dem Zeltplatz, die sich von der Anwesenheit der Menschen nicht stören ließen. So gab es sehr aufdringliche Grauhörnchen, die wohl schon von vielen Besuchern gefüttert wurden und deshalb noch zutraulicher wurden. Ebenso bewegte sich ein grüner großer Leguan zwischen den Zelten vorwärts und eine kleine Gruppe von Schneesichlern stelzte durch die kleine Ansammlung von Zelten hindurch.

Am nächsten Morgen wollten wir nun eine Fahrt mit dem Glasbodenboot unternehmen, doch wie so oft während dieser touristenarmen Zeit schienen sich nicht genügend Passagiere einzufinden, um die Fahrt für den Kapitän lohnenswert zu machen. So mußten wir unsere Wartezeit bis zum eventuellen Ablegen des Schiffes anderweitig verbringen. Wir besuchten derweil das wirklich eindrucksvolle Aquarium, welches die Vielfalt der kleineren Meerestieres vor Floridas Küste zeigte. Glücklicherweise legte unser Boot trotz der wenigen Passagiere doch noch ab. Es war die letzte Fahrt vor der jährlichen Generalüberholung. Wir fuhren zunächst durch Mangrovenwald, in dem Kanadareiher, Fischadler und Ohrenscharben auf Fischjagd gingen, ein ganzes Stück hinaus aufs Meer bis zum Korallenriff. Wegen der wenigen Fahrgäste hatten wir genug Platz und tolle Sicht durch den Glasboden auf die bunten Fische. Die meisten davon kannten wir jedoch nicht und hätten uns die Namen auch nicht merken können.
Zum Glück war das Wetter außergewöhnlich gut und wir hatten eine tolle Sicht rundum. Es war ein besonderes Erlebnis auf dem türkisblauen Wasser zu treiben. Bei der Rückfahrt konnten wir sogar eine größere Wasserschildkröte schwimmen sehen. Das sollte auch unser Abschied von den Florida Keys sein. Uns zog es zurück aufs Festland, und das allmählich besser werdende Wetter machte uns Mut, auch im Landesinneren zukünftig mehr Glück zu haben.

Flamingo Bay

Golf von Mexiko

Wir packten wieder einmal unsere Sachen zusammen. Unser nächstes Etappenziel sollte das Big Cypress Swamp Sanctuary sein. Dieses Gebiet liegt nördlich des Everglades National Parks, ist jedoch ökologisch ein Teil der Everglades. Wir fuhren dazu den Tamiami Trail, der Florida von West nach Ost durchschneidet, entlang. Diese fast kerzengerade Straße wird größtenteils von Kanälen begleitet, in denen sowohl Fische als auch Alligatoren leben. Einige Angler standen an den Kanälen, und hin und wieder konnten wir auch den dunklen Rücken eines Alligators erkennen.
Unser Weg führte uns in das Gebiet der Miccosukee-Indianer. Wir besuchten einen ihrer Souvenirläden, in dem sie auch getrocknete Alligatorfüße verkauften, aber das war nichts für uns.
Stattdessen wollten wir am Mountain Lake unser Zelt aufstellen und von dort aus noch einmal in die Everglades hineinfahren. Der Zeltplatz war diesmal kostenlos. Er erstreckte sich um den Mountain Lake, der tagsüber, wie schon die Kanäle Anziehungspunkt für Angler und ihre Familien war, die bis zum Abend blieben.
Leider fanden wir nur äußerst holprige Pisten mit riesigen wassergefüllten Löchern vor, sodaß wir von einer verzweifelten Suche, nach einem Zugang zu den Everglades bald Abstand nahmen und den Abend auf dem sich leerenden Zeltplatz ausklingen ließen. Allem Anschein nach sollte es die erste Nacht werden, die nicht von Gewittern unterbrochen würde. Jedoch war der Platz ein wenig unheimlich, nur drei Autos blieben auf dem Platz, eines davon gehörte zu einem seltsamen Dänen mit seinem Hund. Im See schwammen Alligatoren und Schildkröten, und Ringo ließ es sich nicht nehmen, die Träume von einer möglichen ersten Nacht ungestörten Schlafens mit Horrorszenarien über aus dem See zu den Zelten kriechenden Alligatoren auszumalen. Außerdem war der Platz nicht bewacht, das Tor offen.
Dennoch sind wir am nächsten Morgen aufgewacht, ohne daß wir zwischenzeitlich ausgeraubt, gefressen oder erschossen worden waren.
Wir entschlossen uns zur Weiterfahrt nach Westen und steuerten den Ort Estero nicht weit von der Küste zum Golf von Mexiko an. Dort fanden wir die Koreshan State Historical Site mit dazugehörigem Zeltplatz. In diesem State Park lebt eine große Zahl von Widtieren, darunter Grauhörnchen, Waschbären, Alligatoren, aber auch Otter und größere Landschildkröten. Neben diesen Sehenswürdigkeiten aus der Natur bietet der Ort aber auch Einblicke in das Leben und Wirken der Koreshan-Religionsgemeinde, die vor etwas mehr als 100 Jahren von einem gewissen Cyrus Reed Teed gegründet wurde und deren Häuser noch heute dort erhalten sind. Teed war Physiker und beschäftigte sich hauptsächlich mit Elektrizität, jedoch war er auch Anhänger der Idee von Unsterblichkeit, Wiedergeburt und auch des Kommunismus. Nach Teeds Tod Anfang des 20. Jahrhunderts zerfiel die Gemeinschaft, die ein autarkes Leben führen konnte, und dieser besondere Ort drohte zu verfallen. Uns hatte diese Art "Heimatmuseum" sehr gefallen, da diese Häuser einen erholsamen Kontrast zu den "Wucherungen" der Orte entlang des Tamiami Trails darstellten. Man hat viele Möglichkeiten, im Park spazierenzugehen, sich an ein rauschendes Flüßchen zu setzen und dem dahineilenden Wasser zuzusehen und dabei Vögel zu beobachten. Durch die hohen Bäume fühlten sich Haar- und Dunenspecht angezogen, sodaß wir diese beiden Arten eine ganze Weile betrachten konnten. Und in der dichten Bodenvegetation aus Palmettos fühlten sich Carolinazaunkönig und Zwergdrossel wohl.
Während einer dringend notwendigen Fahrt zu einem Supermarkt konnten wir auf einem See Floridaenten beobachten. Wir wollten an diesem Tag noch das Ding Darling National Wildlife Refuge auf Sanibel Island besuchen. Waschbär an unserem Zelt Das Infozentrum machte uns richtig den Mund wäßrig, doch leider war der Wildlife Drive geschlossen, und wir hatten auch sonst dort aufgrund der dichten Besiedelung keine Möglichkeit, irgendwo ans Wasser zu kommen, sodaß wir schweren Herzens wieder zum Campingplatz zurückkehren mußten. Dort konnten wir schließlich noch die Gopherschildkröten, für die dieser Platz neben der Koreshan Site bekannt ist, sehen. Allerdings lagen die Schildkröten, die den Umfang eines Medizinballes hatten, in ihren in die Erde gegrabenen Höhlen und man konnte nur mit Mühe und ausdauerndem Starren in die Dunkelheit ihre Umrisse erkennen. Während unserer Abwesenheit hatte sich jemand an unseren Vorräten vergriffen und die Styroporkiste, die wir ins Vorzelt gestellt hatten, damit dort unsere Vorräte kühl blieben, geöffnet, den Inhalt herausgezerrt und teilweise angefressen. Die Würstchen hatten es ihm angetan. Zunächst hatten wir nur den Verdacht, daß es ein Waschbär sei, doch schon bald entdecken wir den Übeltäter, wie er sich wieder an unser Zelt heranschleichen wollte.

Nach einer erholsamen Nacht ohne Gewitter oder Schauergeschichten starteten wir am nächsten Morgen sehr ausgeruht zum Corkscrew Swamp Sanctuary. Dieses wieder etwas mehr im Landesinneren gelegene Schutzgebiet wird von der Audubon Society betreut, der nach dem Ornithologen und Vogelmaler John James Audubon benannten Naturschutzorganisation.
Im Corkscrew Swamp Sanctuary brüten Waldstörche. Schwarzbären leben hier, aber auch ein sehr seltener Vogel, der Rallenkranich.
Über Bretterwege kann man durch den Sumpf und offene Wasserflächen laufen, in denen endrucksvoll große Sumpfzypressen wachsen. Hier sahen wir auch unsere erste und einzige Schlange dieses Urlaubs. Sie war schwarz und verschwand sehr schnell im hohen Gras, als sie die näher kommenden Menschen wahrnahm. Viele Schmetterlinge und bunte Heuschrecken hatten sich das Holzgeländer des Weges als sonnigen Sitzplatz ausgesucht. Und auch Anolis begegneten wir hier wieder. Aller paar Meter blieben unsere Gesichter in Spinnenfäden der Orb-Weaver-Spinnen hängen. Es war nicht immer ein angenehmes Gefühl.
Stellenweise konnten wir trotz der Hitze viele Vögel beobachten. Blaumückenfänger, Zitronenwaldsänger, Weißaugenvireos und Goldkehrwaldsänger zeigten sich im Geäst. Den Rallenkranich konnten wir unerwarteterweise für den Bruchteil einer Sekunde sehen, als er sich wohl durch die Besucher auf dem Bretterweg gestört fühlte und schnell ins Sumpfdickicht flüchtete. Schließlich ertönte auch noch der schauerlich schöne Ruf des Streifenkauzes.
Erst hinter dem Ausgang, als wir schon auf dem Weg vom Parkplatz zur Straße waren, konnten wir auch Kanadakraniche sowie Rabengeier und Rotschulterbussarde sehen.

Einen Nachmittag verbrachten wir noch am Strand des Lover Keys State Parks. Wir wollten einmal im Golf von Mexiko baden. Am schönen Strand aus reinem Muschelkalk trafen wir wieder auf Aztekenmöwen, Kiebitzregenpfeifer, Schlammtreter, Steinwälzer und Schmuckreiher. Hier konnten wir erahnen, mit welcher Macht der Sturm gewütet hatte, denn die schwere See hatte Unmengen von großen und kleinen Muscheln an Land geworfen. In der Strandvegetation hatten sich viele, viele große Steckmuscheln verfangen. Es roch stark nach Verwesung, denn sie alle waren einen langsamen Tod in der sengenden Sonne gestorben. Für Muschelsucher war dies jedoch ein wahres Paradies.

Nach zwei Übernachtungen in Estero fuhren wir weiter zum Oscar Scherer Park. Dieser weiter nördlich gelegene State Park nahe des Ortes Osprey ist bekannt für seine große Population von Florida-Buschhähern (Florida Scrub Jays), die es, wie der Name vermuten läßt, nur in Florida gibt. Sie sind sehr neugierig und daher auch nicht scheu.
Heuschrecken Auch dieser Park war schwer mitgenommen vom Sturm, sodaß ein großer Teil der Wanderwege gesperrt war. Trotz Sturmes hatte diese Region keinen Regen abbekommen, und so zelteten wir inmitten unglaublich trockener Vegetation und viel Reisig. Weil wir aber noch ein wenig wandern wollten, fuhren wir noch zum Myakka River State Park, wo man uns sagte, daß der ganze Park wegen Aufräumarbeiten geschlossen war. So fuhren wir zurück und kamen dabei durch eine Gegend, die "Südstaatenfans" anziehen könnte. Es gab mit großen Eichen bestandene Pferdeweiden und Anwesen, zu deren Haupthaus man ein ganzes Stück von der Straße aus durch ein parkähnliches Gelände fahren konnte. Die Gegend war für floridanische Verhältnisse gar nicht dicht besiedelt. Wir konnten hier sogar Weißwedelhirsche sehen, und Kanadakraniche stelzten auf einer Wiese herum.

Am Abend liefen wir auf einem der wenigen nicht gesperrten Wege durch Oskar Scherer auf der Suche nach den Buschhähern. Doch wir fanden sie nicht, dafür aber einen See, der zum Baden geeignet sein sollte. Ein Netz, quer durch den See gespannt, sollte Alligatoren fernhalten, was ziemlich sinnlos erschien, sodaß wir auf unser Badevergnügen lieber verzichteten.

Ringo wollte am nächsten Morgen bei Sonnenaufgang nochmals auf die Suche nach den Buschhähern gehen. In der Dämmerung machte er sich auf den Weg. Zunächst begegneten ihm winzige Sperlingstauben und ein Goldspecht, doch dann endlich einer der Buschhäher- er flog direkt auf ihn zu und landete knapp neben ihm. Nein, diese Vögel sind wirklich nicht scheu.

Im Landesinneren

Den Golf von Mexiko mußten wir nun langsam verlassen, wir hatten noch knapp eine Woche Zeit, um nach Osten über Orlando nach Miami zurückzukehren.
Wir liefen ein letztes Mal am Strand entlang und sahen einen Fischschwarm gar nicht weit vom Ufer vorbeiziehen, sodaß das Meer zu brodeln schien. Forsterseeschwalben und Aztekenmöwen fühlten sich davon angezogen. Ein großer Kanadareiher trocknete sein Gefieder in der Morgensonne.
Dann starteten wir nach Little Manatee River. Auch dieser Platz war geschlossen, so fuhren wir weiter nach Lake Kissimmee. Zunächst waren wir fast wieder die einzigen, die an diesem Ort ihr Zelt aufgeschlagen hatten. Der Platz lag schattig unter Kiefern und Eichen und dicht mit kleinen Palmen bewachsen unweit eines größeren Sees.
Lake Kissimmee State ParkAm Nachmittag setzten sich einige Indianermeisen, Blauhäher und Blaumückenfänger für ein paar Minuten über die allgemeine hitzebedingte Inaktivität hinweg und turnten in den Bäumen herum. Als sie fort waren, herrschte wieder Leblosigkeit, sowohl bei uns als auch bei allen anderen Lebewesen. Erst am späten Nachmittag konnten wir uns aufraffen, noch ein wenig im Park herumzulaufen. Wir sahen einen Schlangenhalsvogel auf einem Bootssteg, Weißwedelhirsche, diesmal sogar mit einem Jungtier, im Wald. Ein männlicher Bahamaspecht kümmerte sich unweit unseres Zeltes um seine schon ausgeflogenen Jungen.
Die sehr alten und knorrigen Eichen auf dem Zeltplatz waren dicht behangen mit Moosen (Spanish Moss), Flechten und Bromelien. Zwischen den Bäumen hatten Spinnen, darunter auch fette Kreuzspinnen, ihre Netze gespannt. Lohnenswert war dies für die Spinnen hier allemal, denn in den Bäumen saßen große Zikaden, die sich dann und wann in die Fallen der Spinnen verirrten, dort ausgesaugt wurden und danach einfach zu Boden fielen. Wir haben etliche dieser toten Zikaden gefunden und auch die leeren Larvenhüllen der großen Zikaden.
Auf der Suche nach einem Telefon, um uns endlich einmal zu Hause zu melden, kamen wir an ein Holzhäuschen, unter dessen vorstehendes Dach Wespen aus Schlamm und Erde ihre Nester gehängt hatten. Auch rote Käfer mit schwarzen Streifen und eine grünmetallisch glänzende Biene haben wir hier gesehen.
Von Zeit zu Zeit fiel es den Zikaden ein, lautstarke Konzerte zu geben. Der laute Ton verläuft dann wellenförmig durch den Wald, sodaß man ihn auf sich zurasen hört. Nach einer Weile ohrenbetäubenden Lärms, in dem jedes gesagte Wort ungehört bleibt, ebbt das Konzert dann plötzlich ab, um nach einiger Zeit wieder neu zu beginnen.
Während wir am Tisch unserer Campingstelle saßen und Aufzeichnungen machten, tauchte ein Gürteltier aus der dichten Bodenvegetation auf und durchsuchte den Boden nach Insekten. Von uns ließ sich dieses Tier, das eigentlich in westlicheren Regionen der USA heimisch war und in Florida vom Menschen eingeführt wurde, absolut nicht stören.
In der Dämmerung trompeteten noch irgendwo in der Nähe Kanadakraniche. Ringo ging den Geräuschen nach und fand bald zwei dieser Tiere, die sich keinesfalls als scheu erwiesen, als er sich ihnen näherte.

Die erste Nacht in diesem schönen Park verlief trotz Gewitterlosigkeit eher unruhig. Zunächst riefen ganz in der Nähe verschiedene Eulen. Später dann rächte sich unser Fehler, Fleisch auf dem Grill zu vergessen. Ein Tier näherte sich, begleitet von lautem Knacken und Rascheln, durch das Gestrüpp unserer Campingstelle und verspeiste das Grillgut. Wir wußten, daß es im Park Schwarzbären geben sollte und entsprechend verängstigt ob der lauten Geräusche hockten wir in unserem kleinen Zelt. Wahrscheinlich war es jedoch nur ein Waschbär, der ums Zelt schlich und sich über das zurückgelassene Essen hermachte. Nachts erscheinen Geräusche lauter als bei Tag, sagten wir uns, und sahen davon ab, uns mit eigenen Augen von der geringen Größe des Räubers zu überzeugen.

Von uns gefundene ZikadeAm nächsten Morgen unternahmen wir mit einem Ranger eine kleine Tour durch den Park. Dabei zeigte er uns einen Weißkopfseeadler. Wir entdeckten eine Schabe, einen Mistkäfer und Virginiawachteln, die sich scheu ins Gras duckten, um unseren Blicken zu entgehen. Später liefen wir noch einmal allein durch den Wald, wobei wir wilde Truthühner beobachten konnten. Der Boden war auch hier ausgetrocknet, die Nadeln und Blätter auf dem Boden könnten ein gefundenes Fressen für ein hungriges Feuer sein. Jeder Schritt verursachte ein Knirschen, Knacken und Brechen. Kiefern- und Palmenwaldsänger und auch eine Rötelgrundammer ließen sich davon jedoch nicht stören.

Und wieder hieß es, das Zelt zu verpacken, und wir verließen Lake Kissimmee. Unser nächstes Ziel war Wekiwa Springs am nördlichen Rand von Orlando.
Viel Zeit für Naturbeobachtungen blieb uns nach einem Tag, den wir zum größten Teil im Auto zugebracht hatten, dann nicht mehr. Nur bei einem abendlichen Spaziergang hat Ringo eine Gruppe von männlichen Hirschen gesehen, und an einem Teich in der Stadt hielten sich viele Rotschulterstärlinge auf.
Der Hauptgrund für unseren Zwischenstopp in Orlando war unser Wunsch, das Kennedy Space Center östlich von Orlando in Cape Canaveral zu besuchen. Wir mußten am Eingang lange überlegen, ob wir uns den Besuch leisten wollten, fanden das Space Center dann aber doch sehr schön.
Mit einem Shuttlebus konnte man bis in Sichtweite der Startrampen gelangen. In einem der Gebäude folgten wir einer Vorführung über den Start der ersten Rakete zum Mond. Blick auf Cape CanaveralAlles war perfekt nachgeahmt, das Gebäude bebte sogar, als die vermeintliche Rakete draußen startete. In einem großen Souvenirladen kaufte sich Ringo Trockeneis, wie es die Kosmonauten auch bekommen sollen.
In diesem Besucherkomplex befindet an einer Straße ein riesiger Horst des Weißkopfseeadlers. Trotz der Raketenforschung, dem Tourismus und allem, was damit zu tun hat, ist das Space Center auch ein Platz für die Natur mit einem das Gelände umgebenden Schutzgebiet, auch wenn uns dort der Eintritt verwehrt wurde.

Am Morgen unserer Abreise aus Wekiwa Springs waren wir noch einmal im Park unterwegs. Beim Wandern sahen wir Indianermeisen, Dunen- und Bahamaspechte sowie Karolinameisen. Im Wald um Wekiwa Springs wuchsen Hickorybäume.

Atlantikküste

Schließlich fuhren wir weiter nach Osten zur Atlantikküste zurück. Von dort aus wollten wir uns langsam wieder in Richtung Miami begeben. Zunächst jedoch campierten wir noch in Sebastian Inlet. Der Park ist in einer Art Lagune gelegen, in der es verboten ist, schnell mit Motorbooten herumzufahren, denn hier sollte es Manatees geben. Jedes Jahr kommen viele dieser faszinierenden Tiere ums Leben, weil sie durch Schiffsschrauben schwer verletzt werden. Doch viele Bootsfahrer hat das einfach nicht interessiert.
Waldstörche in Sebastian Inlet Zum ersten Mal haben wir hier in freier Wildbahn einen Delphin schwimmen sehen. Außerdem gab es wieder zahlreiche Braunpelikane, Fischadler flogen oft vorbei, Aztekenmöwen, Königsseeschwalben, viele Waldstörche hatten sich eingefunden, Silber, Kanada- und Blaureiher sowie einige Limikolen, vor allen Steinwälzer, deren Mauser ins Schlichtkleid nun schon merklich fortgeschritten war.
Leider konnten wir uns dennoch nicht wirklich mit diesem Ort anfreunden, denn Heerscharen von Anglern hatten sich ebenfalls diesen Ort zum Zeitvertreib ausgesucht. Köderfische lagen verwesend und stinkend auf den Stegen, und die Angler schlachteten und filetierten ihren Fang gleich vor Ort im großen Stil.

Am Abend braute sich wieder ein, nein, es brauten sich gleich mehrere Gewitter zusammen. Nach all der Zeit, die wir nicht im Auto schlafen mußten, was uns hatte verwöhnt werden lassen, verließen wir wieder das Zelt.

Bei seinem Morgenspaziergang konnte Ringo nach überstandener Nacht einen Merlin sehen, der sich mit den anwesenden Fischkrähen jagte. Es gab wieder sehr viele Waldstörche, und am Ufer hielten sich zwei Amerikanische Sandregenpfeifer auf. Leider schienen unsere angelnden Zeltplatzgenossen nie zu schlafen, sondern sie, die mit ihrem riesigen Pickup die paar Meter vom Zeltplatz bis zum Ufer fahren, angeln wohl die komplette Dauer ihres Urlaubes hindurch.

Später dann machten wir uns auf dem Weg zu unserem letzten Etappenort, den Jonathan Dickinson State Park, der ein wunderschönes Fleckchen Erde ist, einer der schönsten Parks, die wir besucht haben, mit einem ebenfalls sehr idyllischen - und vor allem nicht überbelegten - Zeltplatz. Es war nur schade, daß es auch unsere letzte Nacht in Florida war, die wir hier verbrachten.
Vorher, am Nachmittag, fuhren wir ans Meer, zum Hobe Sound. Im dortigen Besucherzentrum befand sich eine sehr interessante kleine Ausstellung. Mit der Ausstellung hat man sich wirklich sehr große Mühe gegeben, es gab Malbücher zu Umweltthemen für Kinder, in Aquarien und Terrarien zeigte man uns heimische Kleintiere. Und man konnte viele verschiedene Broschüren und Poster mitnehmen. Es wurde sehr viel getan, um alle Altersgruppen mit den Zielen des Naturschutzes vertraut zu machen. Wir liefen einen kurzen Wanderweg entlang durch einen Wald. In der Hitze war es aber nicht nur uns zu warm. Wir mußten uns lediglich vor den riesigen Netzen von Orbweaverspinnen hüten, die es erst zu erkennen und dann zu übersteigen galt. Ein Pfad verlief zu einer geschützten, flachen Meeresbucht - ein paradiesischer Platz. Es zogen Fischschwärme durch, die die Aufmerksamkeit von Forster- und Königsseeschwalben sowie den Braunpelikanen auf sich zogen. Ein Fischadler landete nicht weit von uns in einem Baum.
Tja, da ging unser Urlaub auch schon wieder dem Ende entgegen. Der Abend brachte noch einmal ein Gewitter mit schweren Regengüssen, die das Umfeld unseres Zeltes in einen riesigen See verwandelten, aber unser Zelt blieb zum Glück weitestgehend trocken.

Miami und Rückreise

Von Miami selbst haben wir nicht viel gesehen. Das lag zum einen daran, daß uns die Stadt im Vergleich zur Natur draußen weniger interessant erschien, und zum anderen daran, daß wir bis zum Abflug noch außerhalb der Stadt unterwegs waren.
In Boca Raton besuchten wir den Gumbo Limbo Environmental Complex, ein Umweltinfozentrum, in dem es in großen Becken jede Menge Wasserschildkröten, Haie und anderes Meeresgetier zu sehen gibt. Ein Ammenhai hatte gerade einen Hummer verschluckt, der sich, frisch gehäutet, nicht wehren konnte. Dem Hai ragten die Hummerfühler aus den Kiemen.
Am Himmel braute sich schon wieder ein Unwetter zusammen. Aber wir mußten weiterfahren. Irgendwann vor Miami begann das Auto seltsam zu schaukeln. Na klar, das Auto hatte einen Platten. Zum Glück waren wir genau an einer Ausfahrt des Highways. Und so versuchten wir in einer Haltebucht an der Abfahrt mittels eines seltsam konstruierten Wagenhebers, der unter die Achse gestellt werden mußte, den Reifen zu wechseln. Wir schafften das schließlich, und so zogen wir es nun vor, direkt zum Flughafen zu fahren und nicht noch irgendwo mit dem Ersatzreifen unnötige Wege zu fahren. Es war zwar noch viel Zeit bis zu unserem Abflug, aber wir hatten keine Wahl. Wir gaben das Auto zurück, wurden zum Flughafen gebracht, und dort stellten wir fest, daß unser Flug gestrichen war, obwohl Ringo tausendmal angerufen hat, ob der Rückflug auch wirklich wie geplant stattfindet. Aber wir waren noch nicht verloren, die Schalterangestellten sagten, daß sofort eine Maschine ginge, die kurz vor dem Boarding stand, und wir mitfliegen könnten. Das taten wir auch. Nach einer, den Umständen überhaupt nicht entsprechenden, völlig nachlässigen Personen- und Gepäckkontrolle flitzen wir direkt zum Flugzeug. Diana war sehr mulmig zumute beim Start, weil man immer daran denken mußte, was erst ein paar Tage vorher in New York und Washington passiert war. Schließlich landeten wir am frühen Morgen in Paris.